Politik

Arznei-Sparpaket nimmt Konturen an Regierung belastet Apotheker

Hersteller, Großhandel und Apotheker verdienen kräftig an Medikamenten. Patentgeschützte Arzneimittel sind in Deutschland schon heute 50 bis 100 Prozent teurer als in anderen europäischen Ländern. Die Koalition will das ändern und regelt per Gesetz Einsparungen und Lastenverteilungen aller Seiten neu.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Rahmen des milliardenschweren Arznei-Sparpakets sollen die Apotheker mit einem dreistelligen Millionenbetrag belastet werden. Gemeinsam mit dem Großhandel sollten sie knapp 400 Millionen Euro zur Sanierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beitragen. Das verlautete aus Koalitionskreisen in Berlin.

Bislang war im Entwurf zum Arzneimarkt-Gesetz vorgesehen, dass der Großhandel allein rund 400 Millionen Euro aufbringen sollte. Er hätte sich dann einen Teil von den Apotheken im Rahmen der Rabattverhandlungen zurückholen können. Die Pharmazeuten fürchteten aber, dass die Großhändler die gesamte Summe an sie weiterleiten würden. Bei der Politik hatten sie sich daher vehement dafür starkgemacht, die Einsparsummen beider Seiten genau voneinander zu trennen.

Die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte von Plänen berichtet, den Zwangsrabatt der Apotheken an die gesetzlichen Krankenkassen von 1,75 Euro auf zwei Euro anzuheben. Diese Summe wird ihnen von der Kassengebühr von 8,10 Euro pro Rezept abgezogen. Unter dem Strich würden sie den Kassen damit 170 Millionen Euro weniger in Rechnung stellen.

Weitere Verhandlungen am Donnerstag

Der Sparbetrag des Großhandels soll 180 bis 190 Millionen Euro betragen und damit ungefähr halb so viel wie ursprünglich geplant. Künftig müssen die Händler einen preisabhängigen Anteil von 3,4 Prozent sowie eine feste Packungsgebühr von 70 Cent abführen. Bislang zahlt der Großhandel im Schnitt sechs Prozent auf den Packungspreis. Allerdings seien noch keine abschließenden Entscheidungen gefallen. Klarheit soll eine Verhandlungsrunde der Koalition am Donnerstag bringen.

Das Arznei-Sparpaket soll Mitte November parallel zur Gesundheitsreform verabschiedet werden und rund zwei Milliarden Euro zugunsten der GKV einbringen. Dabei wird den Pharmafirmen für neue Medikamente ein von sechs auf 16 Prozent erhöhter Zwangsrabatt bis Ende 2013 auferlegt. Dies bringt nach Angaben aus Koalitionskreisen pro Jahr rund 1,2 Milliarden Euro. Die Impfstoffhersteller steuern 350 Millionen Euro zu.

Langfristig sollen die Pharmafirmen zu Preisverhandlungen mit dem Spitzenverband der Kassen gezwungen werden. Die dadurch erzielten Einsparungen sollen ab 2014 den höheren Zwangsrabatt ersetzen. Bisher können die Unternehmen ihre Preise für Medikamente mit neuen Wirkstoffen selbst festlegen.

Quelle: ntv.de, rts

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