Politik

Rebellion in Birma Regierung droht Mönchen

Als Reaktion auf die anhaltenden Proteste in Birma haben die Machthaber den demonstrierenden buddhistischen Mönchen mit rechtlichen Schritten gedroht. Der für Religion zuständige Minister, Brigadegeneral Thura Myint Maung, wurde vom staatlichen Fernsehen mit den Worten zitiert, sollten die Mönche nicht mithilfe von Religionserziehung gestoppt werden können, "werden Schritte gegen die Protestmärsche im Rahmen der Gesetze eingeleitet". Der Minister machte "destruktive Elemente, die gegen Frieden, Stabilität und Fortschritt im Land sind", für die Demonstrationen verantwortlich. Es war die erste Reaktion des Regimes seit Beginn der Proteste vor knapp einer Woche.

Mönche widersetzen sich Anweisung

Der staatliche Religionsrat versuchte vergeblich, den Aufstand der Mönche zu stoppen. Er rief die Leitungen der Klöster in Rangun auf, alle Mönche aus umliegenden Klöstern nach Hause zu schicken. Zum Ende der Regenzeit im Oktober sind traditionell viele Mönche zu religiösen Studien in der Stadt. Der Rat ist ein staatlich eingerichtetes Führungsgremium für Mönche. Wie viele der rund 400.000 Mönche im Land die Autorität anerkennen, ist unklar. Eine Untergrundbewegung, die sich als "Allianz aller buddhistischen Mönche Birmas" bezeichnet, hatte geschworen, zu marschieren, "bis die Militärdiktatur aus diesem Land vertrieben ist."

Die Proteste werden allmählich zu einer ernsten Machtprobe für die seit 45 Jahren herrschenden Generäle. Den buddhistischen Mönchen schlossen sich inzwischen Zehntausende weitere Menschen an, die in Rangun und anderen Städten des verarmten südostasiatischen Landes Demokratie und die Freilassung politischer Häftlinge forderten. Erstmals zogen auch Politiker der Nationalen Liga für Demokratie der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi auf die Straße.

Die Mönche trotzten der staatlichen Order, in die Klöster zurückzukehren. Stattdessen beteten sie wieder demonstrativ am wichtigsten Heiligtum des Landes, der Shwedagon- Pagode. Insgesamt sollen sich nun rund 100.000 Menschen an den Protesten beteiligen. Die Demonstranten zogen in der Hauptstadt Rangun von der Shwedagon-Pagode über den früheren Universitäts-Campus, einst eine Hochburg des Widerstands gegen die Militärregierung, am Verteidigungsministerium vorbei. Erstmals waren auch Studenten sichtbar präsent. Die Menge forderte unter anderem einen Dialog zwischen Militärjunta und Opposition sowie Freiheit für politische Gefangene.

Die Sicherheitskräfte, die normalerweise mit harter Hand gegen Demonstranten vorgehen, hielten sich während des friedlichen Zuges zurück. Beobachter führten dies auf den Einfluss Pekings zurück. China gilt als wichtigster Verbündeter Birmas.

Menschenketten schützen Mönche

In Rangun klatschten auf den Straßen immer mehr Menschen offen Beifall und bildeten spontan Menschenketten um die Mönche, um sie vor etwaigen Angriffen zu schützen, berichteten Augenzeugen. Die Männer in den safranroten Roben wurden selbst immer forscher: auf Fernsehbildern war einer mit Megafon zu sehen, und ein anderer, der die Umstehenden mit Handbewegungen zu noch mehr Beifall anheizte. Auch in anderen Städten in Birma gingen die Menschen auf die Straße. "Zum ersten Mal seit den Studentenprotesten 1988 haben gestern in mehreren Städten des Bundesstaates Kachin buddhistische Mönche öffentlich demonstriert", berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen.

Bereits am Sonntag hatten etwa 20.000 Menschen zusammen mit den Mönchen in Rangun demonstriert. Sie bekundeten auch ihre Unterstützung für Aung San Suu Kyi. Ausgangspunkt der Protestbewegung war am 19. August eine Demonstration gegen die Erhöhung der Benzinpreise. Mit den Märschen der Mönche, die in der birmanischen Gesellschaft traditionell große Hochachtung genießen, gewann die Bewegung in der vergangenen Woche zusätzliche Brisanz.

China übt Druck aus

China übt nach Darstellung eines südostasiatischen Diplomaten als wichtigster Wirtschaftspartner Birmas starken Druck auf Rangun aus, vor den Olympischen Spielen im kommenden Jahr Konfrontationen zu vermeiden. "Jeder weiß, dass China der größte Unterstützer der Junta ist", sagte der Diplomat. "Wenn die Militärregierung nun irgendwas unternimmt, wird das auch das Image von China beschädigen." China zählt auf die großen Öl- und Gasvorkommen Birmas zur Versorgung seiner boomenden Wirtschaft. In diesem Jahr blockierte Peking eine Sicherheitsratsresolution, in der die Menschenrechtslage in Birma kritisiert werden sollte. Zugleich übte Peking in stiller Diplomatie Druck auf die Junta aus, einen Dialog für demokratische Reformen aufzunehmen.

Die USA übten derweil scharfe Kritik am Regime in Birma. Präsident George W. Bush werde die "Brutalität" der Regierung bei seinen Treffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York zum Thema machen, kündigte Außenministerin Condoleezza Rice an. Die Bundesregierung bekundete Sympathie für die friedliche Demonstration, die größte seit der brutalen Niederschlagung der Demokratiebewegung in dem südostasiatischen Land 1988, und forderte die Freilassung Suu Kyis.

Quelle: ntv.de

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