Neuwahlen in Polen Regierung gibt auf
11.08.2007, 16:21 UhrDie rechtskonservative Regierung in Warschau steht vor dem Aus. Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski kündigte an, dass vermutlich im Herbst vorzeitig gewählt werden soll. Die Regierungskrise in Polen dauert bereits seit Wochen an.
Als wahrscheinlichen Wahltermin nannte Kaczynski den 21. Oktober. "Der November ist der späteste Zeitpunkt, der ins Spiel kommt", sagte er nach einem Treffen der Parteispitze seiner nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Er sehe derzeit keine Möglichkeit, eine Minderheitsregierung aufrechtzuerhalten. "Und eine solche Regierung wie zur Zeit und in den letzten Monaten wollen wir einfach nicht", sagte Kaczynski weiter und deutete damit den endgültigen Bruch der Koalition der PiS mit der radikalen Bauernpartei Samoobrona und der rechtsextremen Liga Polnischer Familien (LPR) an.
Vor dem Treffen der PiS-Spitze war Kaczynski mit dem LPR-Vorsitzenden Roman Giertych zusammengetroffen, der in seinem Kabinett stellvertretender Ministerpräsident und Erziehungsminister ist. Nach der Begegnung sagte Giertych, Kaczynski werde am Montag den Koalitionsvertrag auflösen und die LPR-Minister entlassen. Giertych ging davon aus, dass auch die Entlassung aller Kabinettskollegen von Samoobrona geplant ist.
Die Warschauer Dreiparteienkoalition befindet sich seit der Entlassung des Samoobrona-Vorsitzenden Andrzej Lepper im vergangenen Monat in einer schweren Krise. Giertych hatte am Freitag eine Kabinettsumbildung ohne die Parteiführer in der Regierung vorgeschlagen. Führende PiS-Vertreter hatten dies zurückgewiesen. Kaczynski selbst, dessen Partei nur 150 von 460 Abgeordnetenmandaten hält, hat wiederholt Neuwahlen für den Fall des Mehrheitsverlustes angekündigt.
Bereits in der vergangenen Woche hatten Kaczynskis Zwillingsbruder, Staatspräsident Lech Kaczynski, und der liberale Oppositionsführer Donald Tusk über vorzeitige Wahlen diskutiert. Tusk ging anschließend davon aus, dass die Entscheidung für Wahlen "de facto bereits gefallen ist". Auf der ersten Parlamentssitzung nach der Sommerpause in der übernächsten Woche soll demnach noch ein wichtiges Gesetzpaket verabschiedet werden. Anfang September könnte das Parlament dann seine Selbstauflösung beschließen und so den Weg zu Neuwahlen frei machen.
Quelle: ntv.de