Giftmüllskandal in Elfenbeinküste Regierung tritt zurück
08.09.2006, 11:37 UhrEin Giftmüllskandal mit mindestens 3000 Erkrankten hat zum Sturz der Regierung im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste geführt. Drei Kinder sollen nach dem Einatmen von giftigen Gasen gestorben sein. Premierminister Kony Banny traf in Abidjan mit Präsident Laurent Gbagbo zusammen, um über eine neue Regierungsmannschaft zu beraten. Er hatte am Donnerstag in diesen Zusammenhang überraschend seinen Rücktritt angeboten. Umweltexperten prüfen, ob das Abladen des Giftmülls durch ein holländisches Unternehmen eine Verletzung der Basler Konvention darstellt, die den Umgang mit Giftmüll regelt.
"Kein Unternehmen, das in Europa seinen Sitz hat, darf Giftmüll in ein Entwicklungsland exportieren", sagte Michael Williams vom UN-Umweltprogramm am Donnerstag in Genf. Nach holländischen Medienberichten hatte das Schiff mit dem Namen "Probo Koala" bereits im Juli in Amsterdam versucht, seine Ladung zu löschen. Dies wurde abgebrochen, weil sich ein unerträglicher Gestank entwickelte.
In Abidjan kamen die Krankenhäuser kaum mit der Versorgung der Erkrankten nach. Die ivorische Regierung hatte vor ihrem Rücktritt um internationale Hilfe zur Eindämmung der Schäden gebeten. "Es kommt häufig vor, dass Giftmüll illegal in afrikanische Länder exportiert wird, aber dieser Fall ist besonders, weil hochgiftige Substanzen in einer dicht bevölkerten Gegend gelagert wurden", sagte Williams. Am Vorabend hatte eine aufgebrachte Menge in der Metropole Abidjan gegen das Abladen von Giftmüll protestiert.
Vor etwa drei Wochen waren flüssige Restprodukte aus der Ölproduktion im Hafen von Abidjan abgeladen worden. Die in den Niederlanden ansässige Ölgesellschaft Trafigura Beheer BV, die das Schiff gechartert haben soll, äußerte sich besorgt, dass die Abfälle nicht ordnungsgemäß entsorgt worden seien. Sie habe die ivorischen Behörden zuvor auf die Risiken hingewiesen. Unklar blieb zunächst, ob sie den Giftmüll überhaupt hätten exportieren dürfen.
Viele ivorische Medien werfen der Regierung Korruption vor und verlangen die Bestrafung verantwortlicher Politiker. Mindestens drei Menschen wurden bislang festgenommen. Nach Informationen des UN-Büros für die Koordination von Nothilfe (OCHA) waren mehr als 500 Kubikmeter Giftmüll mit einem hohen Gehalt an Schwefelwasserstoff auf verschiedenen Müllhalden in Abidjan deponiert worden. Zu den Symptomen zählen Atembeschwerden, Kopfschmerzen und Nasenbluten.
Quelle: ntv.de