Freie Wahlen in Kirgistan Regierungschef holt den Sieg
30.10.2011, 22:57 UhrIm krisengeschüttelten Kirgistan wird erstmals nach den blutigen Umbrüchen 2010 ein Präsident gewählt. Dem Anschein nach konnte sich Regierungschef Atambajew schon im ersten Wahlgang durchsetzen. Das Land hofft auf Stabilität, doch die Lage bleibt schwierig.
Bei der Präsidentenwahl in der krisengeschüttelten Republik Kirgistan in Zentralasien hat sich der pro-russische Regierungschef Almasbek Atambajew zum Sieger erklären lassen. Der 55 Jahre alte Sozialdemokrat liege mit etwa 64 Prozent der Stimmen uneinholbar vorn, teilte Atambajews Wahlkampfstab nach Angaben der Agentur Akipress mit. Laut Wahlkommission seien etwa 70 Prozent der Stimmzettel ausgezählt. Wenn sich das Resultat bestätigt, wird es keinen zweiten Wahlgang geben.
In der Ex-Sowjetrepublik an der Grenze zu China wurden erste Proteste gegen die Abstimmung laut. "Wir erkennen den Sieg Atambajews nicht an", sagte Präsidentenkandidat Kamtschybek Taschijew von der mitregierenden Beamtenpartei Ata Schurt (Vaterland). Er kam den Angaben zufolge auf etwas über zehn Prozent der Stimmen. Insgesamt hatten sich 16 Bewerber den rund drei Millionen Wahlberechtigten gestellt. Die Wahlbeteiligung wurde mit rund 60 Prozent angegeben.

Ob bei der Wahl alles mit rechten Dingen zuging, wird noch geklärt.
(Foto: dpa)
Die Abstimmung anderthalb Jahre nach dem Sturz des autoritären Staatschefs Kurmanbek Bakijew gilt als richtungsweisend für das unruhige Land. Neben Taschijew galt auch Oppositionsbewerber Adachan Madumarow von der Partei Butun Kirgistan (Geeintes Kirgistan) als aussichtsreicher Kandidat. Er kam auf nur gut zehn Prozent. Beide Politiker haben eine große Anhängerschaft im Süden des Landes, der im vergangenen Jahr von schweren ethnischen Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken erschüttert wurde. In den Städten Osch und Dschalal-Abad starben im Juni 2010 Schätzungen zufolge bis zu 2000 Menschen.
Die Wahl und die Auszählung der Stimmen wurde von rund 800 internationalen Beobachtern kontrolliert. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte im Vorfeld eine Behinderung ausländischer Medien kritisiert. Die Beobachter wollen die Abstimmung an diesem Montag bewerten. Der neue Staatschef Kirgistans soll im Dezember sein Amt antreten.
Quelle: ntv.de, dpa