Britische Soldaten Reich durch "Iran-Urlaub"
08.04.2007, 10:26 UhrDas britische Verteidigungsministerium hat den 15 vom Iran freigelassenen britischen Marineangehörigen erlaubt, ihre Erlebnisse in der Gefangenschaft an die Medien zu verkaufen. Die Entscheidung wurde von Oppositionspolitikern und Familienangehörigen von im Irak getöteten oder verwundeten Soldaten scharf kritisiert. Sie bezeichneten die Entscheidung als "unangebracht" und "würdelos", wie britische Zeitungen am Sonntag berichteten. Auch von hochrangigen Militärvertretern gab es Kritik: Er sei überrascht, dass jemand, der noch im Militärdienst ist, überhaupt an einen Verkauf denken könne, sagte der frühere Oberbefehlshaber der britischen Flotte, Sir Alan West, der Zeitung "Sunday Telegraph".
Das Ministerium verteidigte am Sonntag seine Entscheidung vom Vorabend. Die Verantwortlichen würden so einen Überblick über das erhalten, was die Soldaten erzählen werden, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Andernfalls würden die Geschichten über Freunde und Verwandte in den Medien auftauchen, hieß es weiter. Die Behörde wolle außerdem Unterstützung im Umgang mit dem Medien anbieten.
Das Verteidigungsministerium hatte den Soldaten eine Sondergenehmigung erteilt, mit ihren Erlebnissen aus der 13-tägigen Gefangenschaft im Iran an die Öffentlichkeit zu gehen. Die unübliche Entscheidung sei auf Grund der "außergewöhnlichen Umstände" getroffen worden, teilte das Ministerium mit. Üblicherweise sind britischen Soldaten finanzielle Abmachungen mit Medien untersagt. In der Erklärung am Sonntag hieß es weiter, die Soldaten müssten vor dem Gespräch mit den Medien ihre Vorgesetzten um Erlaubnis ersuchen.
Großes Medieninteresse für Soldatin
Besonders das Schicksal von Faye Turney, der einzigen Frau unter den 15 und Mutter einer dreijährigen Tochter, ist in den Medien auf großes Interesse gestoßen. Sie habe ihre Geschichte für umgerechnet rund 147.000 Euro an den TV-Sender ITV und eine Tageszeitung verkauft, hieß es. Die Geschenke, welche die Soldaten bei ihrer Abreise im Iran überreicht bekamen, sollen bei dem Internetaktionshaus Ebay versteigert werden, schrieb die "Sunday Times".
Ein Staatssekretär im Außenministerium sagte der BBC am Sonntag, dass die Patrouillefahrten im Persischen Golf künftig fortgesetzt werden sollen. Die britische Marine hatte die Kontrollen nach der Rückkehr der Briten zunächst eingestellt. Man wolle erst die "umfassende Klärung" des Zwischenfalls abwarten, hieß es. Die 15 Soldaten waren bei einer solchen Kontrolle festgenommen worden.
Teheran bestreitet Forderung
Iran wies am Sonntag jede Verbindung zwischen der Freilassung der Marinesoldaten und fünf im Irak inhaftierten Iranern zurück. Die Männer waren im Januar von US-Soldaten in der Stadt Erbil unter dem Vorwurf der Unterstützung von Aufständischen festgenommen worden. "Ein Abkommen über die Freilassung der Briten wäre unangemessen gewesen", widersprach der Sprecher des Außenministeriums, Mohammad-Ali Hosseini, anders lautenden Berichten.
Der Sprecher spielte außerdem ein Interview herunter, dass am Samstag in der britischen "Financial Times" erschienen ist. Darin hatte der iranische Botschafter in London die britische Regierung zu einer Geste des guten Willens aufgefordert. Der Botschafter deutete an, dass sich Teheran die Unterstützung Großbritanniens bei Bemühungen um die Freilassung der fünf inhaftierten Iraner wünscht. Der Botschafter habe guten Willen im allgemeineren Sinne und in Verbindung mit bilateralen Verbindungen gemeint, erklärte Hosseini.
Unterdessen verlautete aus Vatikankreisen in Rom, dass sich Papst Benedikt XVI. in einem Brief an den Obersten Führer Irans, Ajatollah Ali Chameini, persönlich für die Freilassung der Marineangehörigen eingesetzt hatte.
Quelle: ntv.de