Spätere Auszahlung möglich Rente ab 63 ist aufwendiges Projekt
07.06.2014, 02:16 Uhr
Rund 6000 Anträge liegen bereits vor.
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Ab Juli kommt für Tausende die abschlagsfreie Rente ab 63. Die Deutsche Rentenversicherung warnt schon einmal vor: Bei einem Teil der Betroffenen seien aufwendige Recherchen nötig. Daher könnte sich die Auszahlung verzögern.
Bei der Auszahlung der Rente ab 63 rechnet die Deutsche Rentenversicherung zum Teil mit Verzögerungen. Reibungslos klappen dürfte alles für "etwa zwei Drittel der Antragsteller", die die erforderlichen 45 Beitragsjahre ohne Zeiten der Arbeitslosigkeit nachweisen könnten, sagte der neue Präsident der Rentenversicherung, Axel Reimann, der "Süddeutschen Zeitung". Aber: "Beim restlichen Drittel kann es länger dauern, weil uns bestimmte Informationen nicht vorliegen und hier teils aufwendige Recherchen nötig sind."
Reimann wies darauf hin, dass seine Behörd e in einzelnen Fällen nachforschen müsse, um welche Zeiten der Arbeitslosigkeit es sich handele. Da aber die Daten für eine solche Prüfung nicht vorlägen, sei man auf die Mithilfe der Versicherten oder der Krankenkassen angewiesen. "All das kann eine Zeit dauern. Die Renten werden dann rückwirkend ausgezahlt." Reimann zufolge sind bereits 6000 Anträge für die Rente ab 63 eingegangen.
Die Bundesregierung erwartet, dass im Jahr der Einführung 200.000 Pflichtversicherte die Rente ab 63 beanspruchen werden. 40.000 freiwillig Versicherte könnten dazu kommen. "Wir können uns aber auch durchaus vorstellen, dass das Angebot noch mehr Versicherte nutzen werden", sagte der Rentenpräsident. Es sei allerdings nicht möglich, hier genaue Zahlen zu nennen.
Den Kompromiss, Zeiten der Arbeitslosigkeit im Regelfall in den letzten zwei Jahren vor Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand nicht zu berücksichtigen, wird laut Reimann dazu beitragen, eine zusätzliche Welle von Frühverrentungen mit 61 oder 62 Jahren zu verhindern. "Die vorgesehenen Ausnahmen etwa im Fall der Insolvenz können allerdings zu Abgrenzungsproblemen und damit zu zusätzlichen Streitigkeiten führen", warnte er. Die Neuregelung insgesamt hält er für problematisch, insbesondere weil sie durch Rentenbeiträge und nicht durch Steuermittel finanziert wird.
Die abschlagsfreie Rente ab 63 für besonders langjährig Versicherte soll zum 1. Juli kommen. Sie ist Teil des großen Rentenpakets der Bundesregierung, das auch eine verbesserte Rente für ältere Mütter und für Erwerbsgeminderte sowie mehr Geld für Reha-Leistungen bringt.
Kritik an Finanzierung der Mütterrente
Auch bei der Mütterrente wird es nach den Worten des Rentenpräsidenten nachträgliche Auszahlungen geben. "Bei den 9,5 Millionen Müttern, die bereits eine Rente erhalten, brauchen wir wegen der hohen Zahl der Betroffenen Zeit, um die Reform umzusetzen. Das wird auch deshalb länger dauern, weil bei einer gewissen Zahl von Fällen neu zu ermitteln ist, wie der Zuschlag zum Beispiel auf die Hinterbliebenenrente anzurechnen ist", sagte Reimann. Der Großteil der Fälle werde voraussichtlich im dritten Quartal abgeschlossen sein. Für den Rest werde das vierte Quartal benötigt.
Die Rentenversicherung wolle "aber alles daran setzen, bis Ende des Jahres fertig zu sein". Reimann kritisierte die Finanzierung der Mütterrente scharf: "Es gibt nicht nur eine erhebliche Umverteilung von den Jüngeren zu den Älteren, sondern auch innerhalb einer Generation."
Vielen sei nicht klar, dass die Verbesserungen bei der Mütterrente sowie auch die neue Rente ab 63 nicht nur die Beitragszahler belastet, sondern auch die Rentner selbst. Rentner würden dadurch bis zum Jahr 2030 eine um 1,6 Prozent niedrigere Standardrente haben als ohne Reform. "In heutigen Werten gerechnet sind das für den Standardrentner etwa 20 Euro pro Monat. Gleichzeitig steigen die Beiträge schneller als bislang kalkuliert", sagte Reimann.
Quelle: ntv.de, wne/dpa