Kaufkraftverluste nicht ausgeglichen Rente steigt - aber nicht genug
12.03.2012, 16:52 Uhr
Auf einem Geldberg sitzen trotz der Erhöhung die wenigsten Rentner.
(Foto: dpa)
Von einer "guten Nachricht" für alle Rentner spricht Familienministerin von der Leyen. Doch Sozialverbände warnen, dass die für Juli geplante Rentensteigerung von 2,18 im Westen und 2,26 Prozent im Osten nicht ausreiche. Der Kaufkraftverlust durch die Inflation werde nicht wettgemacht.
Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland bekommen ab Juli deutlich mehr Geld. Die Renten in Westdeutschland werden um 2,18 Prozent und in Ostdeutschland um 2,26 Prozent erhöht, wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen in Berlin mitteilte. Sozialverbände verwiesen allerdings darauf, dass Kaufkraftverluste der Rentner in den vergangenen Jahren von der Erhöhung nicht wettgemacht würden.
Bei einer Monatsrente von 750 Euro macht das im Westen 16,35 Euro mehr aus und im Osten 16,95 Euro. Bei einem Rentner mit 1200 Euro beträgt das Plus im Westen 26,16 Euro und im Osten 27,12. Durch den etwas höheren Aufschlag im Osten wird sich der Renten-Rückstand zum Westen minimal verringern. Im vergangenen Jahr hatten die Ruheständler einheitlich 0,99 Prozent mehr bekommen.
Die Erhöhung ist laut Bundesarbeitsministerium vor allem auf gestiegene Löhne und die gesunkene Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Von der Leyen erklärte, dass die Rente dank des anhaltenden Aufschwungs im Sommer spürbar steigen könne. Das sei eine "gute Nachricht" für die heutigen Rentner, so die CDU-Politikerin. Die Lasten zwischen Alt und Jung müssten aber auch in Zukunft fair verteilt werden. Dass die Rentenerhöhung geringer ausfällt als rein rechnerisch nach der Lohnentwicklung 2011 möglich gewesen wäre, führte sie auf die Rentengarantie zurück, deretwegen eigentlich notwendige Rentenkürzungen ausfielen. Dieser Überhang werde jetzt mit den Erhöhungen verrechnet.
Die Ministerin kündigte weiter an, noch vor der Sommerpause das Gesetzespaket für die Zuschuss- und Kombirente auf den Weg zu bringen. Die neue Zuschussrente stelle sicher, dass sich Vorsorge auch für Geringverdiener und insbesondere Frauen lohne, die viele Jahre Teilzeit gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hätten. Die neue Kombirente ermögliche flexibleres Arbeiten in den letzten Jahren des Berufslebens. Auch solle die Altersvorsorge Selbstständiger künftig nicht mehr dem Zufall überlassen bleiben.
"Kein Grund zum Jubeln"
Mit der Zuschussrente sollen die Altersbezüge von Geringverdienern auf bis zu 850 Euro steigen. Sie soll das Einkommen von Rentnern erhöhen, die nach 35 Jahren Beitragszahlung - eingerechnet Kindererziehungs- und Pflegezeiten - nur geringe Ansprüche haben und auf staatliche Grundsicherung angewiesen wären. Durch die Kombirente soll es für ältere Arbeitnehmer, die künftig vorzeitig in den Ruhestand gehen möchten, deutlich attraktiver werden, statt einer Vollrente eine Teilrente zu beziehen und daneben weiter in Teilzeit zu arbeiten.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Ulrike Mascher, vertrat die Auffassung, die bevorstehende Rentenerhöhung sei für die Rentner kein Grund zum Jubeln. "Seit 2004 haben sie einen Kaufkraftverlust von rund neun Prozent hinnehmen müssen", erklärte sie in München. "Unter dem Strich werden durch die bevorstehende Rentenanpassung die Kaufkraftverluste der Rente, die sich über die letzten Jahre angehäuft haben, nicht wettgemacht." Allein im Februar diesen Jahres lag die Inflationsrate bei 2,3 Prozent.
Hundt fordert Beitragssenkung
Auch der Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, verwies in der "Rheinischen Post" auf Kaufkraftverluste der Rentner in den vergangenen Jahren. "Allein 2011 haben die Rentner Realeinbußen von 1,8 Prozent erlitten", betonte Schneider.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt beharrte derweil auf der geplanten Absenkung des Beitragssatzes. "Die Pläne von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen dürfen nicht zu neuen Belastungen der Beitragszahler führen", erklärte Hundt in Berlin. Der Beitragssatz müsse im kommenden Jahr wie von der Bundesregierung erwartet von derzeit 19,6 Prozent auf 19,2 Prozent gesenkt werden. "Selbst dann läge die Gesamtbelastung durch Sozialbeiträge noch höher als zu Beginn der Legislaturperiode", fügte Hundt hinzu.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa