Niedrigeinkommen kürzen Prozente Rente steigt weniger als erwartet
27.10.2014, 16:56 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Fast ein Viertel der Deutschen sind Rentner - die in den kommenden Jahren mehr Geld aus der Sozialversicherung bekommen werden. Im Jahr 2015 wird es aber weniger sein als erwartet. Das hat einen 300.000-fachen Grund.
Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland können auch 2015 real mit mehr Geld rechnen, obwohl eine Statistikänderung die Rentenerhöhung dämpft. Die Rentenanpassung zum 1. Juli 2015 werde nach derzeitigen Berechnungen so hoch ausfallen, dass den Rentnern nach Abzug der Inflation mehr Kaufkraft bleibe, hieß es am Montag aus Kreisen der Rentenversicherung: "Es wird eine reale Rentensteigerung geben." Erste Prognosen dazu will die Rentenversicherung in zwei Wochen vorlegen.
Auch Arbeitnehmer und Arbeitgeber können eine Entlastung erwarten: Der Beitragssatz zur Rentenversicherung werde 2015 voraussichtlich auf 18,7 Prozent sinken. Die Beitragszahler würden so um zwei Milliarden Euro entlastet.
Dass die Erhöhung geringer ausfällt, als erwartet, hat einen Hintergrund: In die Beschäftigungsstatistik, die als Grundlage für die Rentenberechnung dient, wurden erstmals auch Menschen mit einer Behinderung aufgenommen, die niedrige Einkommen haben. Es handelt sich der "SZ" zufolge insbesondere um 300.000 Menschen, die zum Beispiel in einer Behindertenwerkstatt arbeiten. Deren Aufnahme in die Statistik senkt das Gesamtniveau der Löhne und Gehälter - und damit letztlich auch die Rentenerhöhung. Das Bundesarbeitsministerium rechnet aber trotzdem mit einem Plus bei der Rente. Wie hoch dieses ausfällt, lässt sich aber nach Angaben der Sprecherin derzeit noch nicht sagen. Das Plus könnte um etwa einen Prozentpunkt niedriger ausfallen, heißt es in dem '"SZ"-Bericht.
Der statistische Effekt tritt nur einmalig auf, sodass die Renten ab 2016 wieder stärker steigen könnten. Die Angelegenheit wirkt sich auch auf den Beitragssatz aus: Muss die Rentenversicherung wegen der gedämpften Rentenerhöhung weniger Geld ausgeben, sinkt im Gegenzug der Beitragssatz 2015 stärker. Ein solches Auf und Ab lehnt der Deutsche Gewerkschaftsbund ab: Er plädiert für Beitragssatzstabilität. "Wir brauchen die Reserven, die die Rentenversicherung jetzt hat, für gute Leistungen auch in der Zukunft", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.
Um den Beitrag stabil zu halten, müsste die Rentenformel geändert werden, was Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) aber ablehnt. Somit bleibt es bei der Regelung, dass der Beitragssatz gesenkt werden muss, wenn die Nachhhaltigkeitsrücklage der Deutschen Rentenversicherung das 1,5-fache einer Monatsausgabe übersteigt. Damit wird in diesem Jahr gerechnet.
Nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" könnte der Beitragssatz von derzeit 18,9 Prozent zum Jahreswechsel auf 18,7 Prozent sinken. Dies bestätigte die Sprecherin aber nicht. Klarheit über den Beitragssatz soll es im November geben.
Quelle: ntv.de