Ideen gegen Abwanderung Rettung für den Osten
08.01.2008, 17:07 UhrDie Bundesregierung will Initiativen gegen den Bevölkerungsschwund in ländlichen Gebieten Ostdeutschlands mit vier Millionen Euro fördern. Damit sollen zwei Modellprojekte unterstützt werden, wie der für den Aufbau Ost zuständige Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in Berlin mitteilte.
Ausgewählt wurde zum einen die Region Stettiner Haff (Landkreise Ostvorpommern und Uecker-Randow) in Mecklenburg-Vorpommern, zum anderen die Region Südharz/Kyffhäuser mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt und dem Kyffhäuserkreis in Thüringen.
Arbeitsplätze und Lebensqualität
In den ersten beiden Modellregionen sollen 40 Einzelvorhaben unterstützt sowie bestehende Förderinstrumente von Bund und Ländern ergänzt werden. Ansatzpunkt sei, den demografischen Wandel nicht nur zu gestalten, sondern ihm etwas entgegenzusetzen, sagte Tiefensee. Dabei gehe es vorrangig darum, Arbeitsplätze zu schaffen. Zugleich solle die Lebensqualität in ländlichen Regionen verbessert werden.
Gewerbegebiete anbinden
Die zwei Modellprojekte im Osten waren aus sechs Bewerbungen ausgewählt worden. Auf der Projektliste der Region Südharz/Kyffhäuser stehen etwa Initiativen für Mehrgenerations-Wohnungen, Förderungen für benachteiligte Jugendliche oder Strategien für den regionalen Tourismus. In der Region Stettiner Haff sollen unter anderem der Personennahverkehr optimiert und Gewerbegebiete besser angebunden werden.
Rekordabwanderung
Die Studie "Not am Mann" des Berlin-Instituts hatte ergeben: Vor allem gut ausgebildete Frauen zwischen 18 und 29 Jahren fehlen in den neuen Ländern. In einigen Ost-Regionen gibt es bereits einen Männerüberschuss von 25 Prozent - Rekord in Europa.
Leiser Ruf nach Ausländern
Wegen des drohenden Mangels an Fachkräften sprach sich das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für eine leichtere Zuwanderung qualifizierter Ausländer aus. "Ich weiß, dass sich die Bundesregierung mit dem Thema schwer tut, aber ich halte eine weitere Öffnung des Arbeitsmarktes für unvermeidlich", sagte IW-Direktor Michael Hüther dem Unternehmermagazin "ProFirma". Der Fachkräftemangel in gewerblichen Berufen habe zur Folge, dass Betriebe nicht weiter expandieren könnten. Die aktuell 50.000 unbesetzten Ingenieursstellen hätten einen direkten Wertschöpfungsverlust von 3,5 Milliarden Euro zur Folge.
Auch das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit befürwortet die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte. Der Zuzug von Hochqualifizierten begünstige Innovationen, hieß es in einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Quelle: ntv.de