"Sparverhalten schnell ändern" Riester-Rente ein Flop?
30.07.2003, 15:14 UhrDie sogenannte Riester-Rente ist gescheitert, und den Deutschen droht eine dramatische Lücke bei der Altersversorgung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Nur eine Minderheit von 15 Prozent der Bundesbürger habe einen „Riester-Vertrag" zur staatlich geförderten Altersvorsorge abgeschlossen, einige Verträge sind inzwischen sogar wieder gekündigt worden.
Institut: „Mehr sparen!“
Die Deutschen müssten viel mehr sparen, um im Alter keine erheblichen Einbußen am Lebensstandard zu erleiden, mahnt das Institut. Ein Durchschnittsverdiener müsste mehr als 1.200 Euro im Jahr privat zur Seite legen, wenn er im Alter keine erheblichen Abstriche an seinem Lebensstil machen wolle, erklärte Professor Reinhold Schnabel von der Universität Essen bei der Vorstellung des aktuellen DIA-"Rentenbarometers" in Berlin.
„Dramatische Lücke“
Wegen der Überalterung der Gesellschaft drohe einem Rentner mit durchschnittlichem Einkommen in Zukunft das Absinken seiner gesetzlichen Altersbezüge von bisher 70 auf 58 Prozent des Nettolohnes, warnte das DIA. Damit tue sich eine dramatische Rentenlücke auf. Vor allem ältere Menschen, Frauen und Besserverdienende sollten unbedingt größere Sparbeträge einplanen als vier Prozent des Bruttolohns, wie es die jüngste Rentenreform vorsieht.
Wer heute rund 5000 Euro im Monat verdiene und sich allein auf die gesetzliche Rente verlasse, dem droht nach den Berechnungen des Instituts im Jahr 2035 eine Rentenlücke von rund 500 Euro im Monat.
„Wenn sich das Sparverhalten der Arbeitnehmer nicht schleunigst ändert, zeichnen sich massive Deckungslücken in der Altersvorsorge in weiten Teilen der Bevölkerung ab", sagte DIA-Sprecher Bernd Katzenstein.
Besorgt, aber passiv
Während das Gefühl der Sorge steige, unternehme ein großer Teil der Bevölkerung nichts, kritisierte Rentenforscher Schnabel. Nach den Ergebnissen einer Ende Juni erhobenen Studie mit 1.000 Befragten fühlen sich 47 Prozent der Befragten nicht ausreichend für das Alter abgesichert - vier Prozent mehr als zu Anfang des Jahres. Nur 22 Prozent gaben aber an, sie planten weitere Maßnahmen zur Alterssicherung.
Ministerium: „Riester-Rente kein Flop“
Die Riester-Reform sei gescheitert, erklärte Schnabel. Die Zahl der „Riester-Verweigerer" liegt laut DIA derzeit bei 70 Prozent. Die ersten der rund 300.000 Verträge seien seit Januar bereits wieder gekündigt worden.
Eine Sprecherin des Bundessozialministeriums konnte die Zahlen am Mittwoch nicht bestätigen. Dem Gesamtverband der Versicherungswirtschaft lägen die entsprechenden Daten noch nicht vor. „Die Riester-Rente ist kein Flop“, sagte die Sprecherin. „Es gibt fünf Millionen Individualverträge, die Betriebsrente boomt. Die Riester-Rente wird ihre Ziele erreichen, auch gegen Störmanöver und zeitweiliges Gerede."
Quelle: ntv.de