Politik

Interview mit Rainer Holzschuh "Ritt auf der Rasierklinge"

Der Poker um die TV-Berichterstattung der Fußball-Bundesliga dauert an. Kirch-Gruppe und ARD konnten sich noch nicht über die TV-Kurzberichterstattung und die Hörfunk-Übertragungen einigen.

Was bedeuten die Änderungen für die Fans? Werden sie dem Fußball schaden? Darüber sprach n-tv.de mit Rainer Holzschuh. Er ist Chefredakteur des Sportmagazins "kicker".

n-tv.de: Herr Holzschuh, werden sich Kirch-Gruppe und ARD einigen?

Rainer Holzschuh: Normalerweise müssen sie sich einigen. Sie wollen dauerhaft Partner sein. Die Verträge für die Weltmeisterschaft 2002 sind fixiert. Auch die Verträge für die WM 2006 in Deutschland sind soweit gediehen, dass ein Ausstieg ohne persönlichen oder wirtschaftlichen Schaden nicht möglich ist. Deshalb werden sich die Kirch-Gruppe und die ARD einigen müssen, auch wenn es schmerzhaft werden kann.

n-tv.de: Was bedeutet es für die Kirch-Gruppe, wenn die ARD-Tagesschau auch künftig bereits um 20.15 Uhr, also vor der SAT1-Sendung ran, Ausschnitte der Top-Spiele zeigt?

Rainer Holzschuh: Das ist eine Image-Frage und eine Frage der Rechtspositionen. Die Kirche-Gruppe befürchtet, ausgehebelt zu werden. Ich glaube aber nicht, dass diese Kurzberichterstattung die normalen Fans und ihr Verhalten beeinflussen wird.

n-tv.de: Mit der späteren Sendezeit von ran werden die Fans aber ihr Zuschauer-Verhalten ändern müssen.

Rainer Holzschuh: Die Fans sind momentan ganz klar strukturiert. Sie sind auf der pragmatischen Seite. Sie fragen sich, was ihnen am meisten bringt. Die Fans werden sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, dass etwas anders läuft als in der Vergangenheit. Das ist eine schwierige Situation und ein Ritt auf der Rasierklinge. Da sind Schmerzen dabei. Ich denke, dass sich auch in der kommenden Spielzeit Fans zu einer Gruppe zusammen schließen. Das ist vergleichbar mit der Initiative "15:30" aus der vergangenen Saison. Am meisten trifft das die Bundesliga und die Vereine selbst. Sie werden die geballte Wut der Fans zu spüren bekommen. Es sei denn, ran macht eine sensationell gute Sendung.

n-tv.de: Werden viele Fans die Geduld aufbringen, bis 20.15 Uhr zu warten?

Rainer Holzschuh: Es ist durchaus möglich, dass sich ein bestimmter Teil vom Fußball abwendet. Die anderen werden das mehr oder weniger schlucken. Und es wird eine dritte Gruppe geben. Das sind diejenigen, die in den Stadien sind und anschließend ran sehen können.

n-tv.de: Sehen Sie die Gefahr, dass der Fußball unpopulärer wird?

Rainer Holzschuh: Der Fußball wird immer populär bleiben, egal welche Einflüsse es geben wird. Der Fußball wird an seiner Bedeutung nichts oder nicht viel verlieren. Schließlich nimmt er jetzt schon eine beachtliche Machtposition ein.

Interview: Matthias Horn

Quelle: ntv.de

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