"Über jeden Verdacht erhaben" Rösler springt Hahn bei
08.02.2013, 10:14 Uhr
Philipp Rösler hat Jörg-Uwe Hahn anders verstanden als die Opposition.
(Foto: dapd)
Ist der hessische FDP-Chef Hahn ein Rassist? SPD und Linke vermuten das und beziehen sich dabei auf eine strittige Äußerung des Integrationsministers. Aus der eigenen Partei bekommt Hahn jetzt verbale Hilfe - auch vom Parteivorsitzenden Rösler, den er angeblich verunglimpft haben soll.
FDP-Chef Philipp Rösler hat den hessischen Landesvorsitzenden Jörg-Uwe Hahn gegen den Vorwurf des Rassismus in Schutz genommen. "Ich verstehe die Aufregung über die vielfach kritisierte Interview-Äußerung von Jörg-Uwe Hahn vom Donnerstag nicht", erklärte Rösler. "Jörg-Uwe Hahn ist über jeden Verdacht des Rassismus erhaben." Mit Hahn verbinde ihn eine "persönliche Freundschaft", erklärte Rösler.
In einem Interview mit der "Frankfurter Neuen Presse" hatte Hahn gesagt: "Bei Philipp Rösler würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren." Dies war von der Opposition so verstanden worden, als ziehe Hahn die Akzeptanz Röslers als Vizekanzler in der Bevölkerung wegen dessen Herkunft aus Vietnam in Zweifel.
SPD und Linkspartei hatten Hahn, der in Hessen Justiz- und Integrationsminister ist, daraufhin Rassismus vorgeworfen. Rösler hob Hahns Verdienste im Ministeramt hervor: "Jörg-Uwe Hahn hat als Integrationsminister in Hessen in den vergangenen Jahren erfolgreich gewirkt", erklärte Rösler. "Das zeigen auch die positiven Stellungnahmen aus den Verbänden der Menschen mit Migrationshintergrund."
Am Wahlkampfstand: "Der Chinese muss weg"
Tatsächlich hatten sich auch Ausländerbeiräte schützend vor Hahn gestellt. "Er ist nicht rassistisch eingestellt", sagte der Vorsitzende der hessischen Ausländerbeiräte, Corrado Di Benedetto. Im Gegenteil: "Ich sehe die Äußerungen des Integrationsministers unmissverständlich positiv." Die Benedetto erläuterte: "Unsere Gesellschaft ist wohl noch nicht so weit, dass man es als selbstverständlich ansieht, dass Menschen mit Migrationshintergrund Führungspositionen besetzen", sagte Di Benedetto. Hahn habe dieses Thema angesprochen - "und es ging dabei keineswegs um Rösler". Allein der Wahlkampf sei für die massive Entrüstung verantwortlich, die nun über Hahn hereinbreche.
Auch die Jugendorganisation der FDP, die Jungen Liberalen, zeigte Verständnis für Hahns Äußerungen. Chef Lasse Becker sagte im Deutschlandfunk, Hahns Worte seien zwar missverständlich gewesen. Es sei Hahn aber darum gegangen, auf alltäglichen Rassismus in Deutschland hinzuweisen. Zudem erklärte Becker, Rassismus gegenüber Rösler sei keine Seltenheit. "Ich bekomme am Wahlkampfstand in der Fußgängerzone zu hören: Ich würde Euch ja wählen, aber dafür müsste erst einmal der Chinese weg", sagte Becker der "Passauer Neuen Presse".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP