Politik

Recht auf Freizügigkeit? Roma in Bukarest gelandet

Ankunft in Bukarest.

Ankunft in Bukarest.

(Foto: REUTERS)

Frankreich macht die Ankündigung von Staatschef Sarkozy wahr und schiebt in einer umstrittenen Aktion Roma ab. Fast alle "freiwillig" nach Rumänien Ausgeflogenen wollen bald wieder nach Frankreich zurück.

Insgesamt 75 Roma, die aus Frankreich ausgewiesen wurden, sind nach Angaben der rumänischen Grenzpolizei in Bukarest mit zwei Flugzeugen aus Lyon und Paris angekommen. Aus der Gruppe von 61 Rückkehrern, die aus Lyon eintrafen, hätten fast alle gesagt, sie würden bald wieder nach Frankreich zurückkehren, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax. Die Rückkehrer seien danach in ihre verschiedenen Heimatorte bei Bukarest und in der Provinz weitergereist.

Eine erste Gruppe von 14 Abgeschobenen war kurz zuvor mit einer Maschine aus Paris angekommen. Bis Mitte September erwartet Rumänien nach und nach insgesamt 371 Roma, die nach französischer Darstellung "freiwillig" das Land gegen Zahlung von Prämien verlassen.

Freiwillig?

Freiwillig?

(Foto: AP)

Der Transport der Rückkehrer sei "verdächtig normal" abgelaufen, zitierte Mediafax einen Vertreter der rumänischen Roma-Partei, der zum Empfang am Flughafen erschienen war. Aus der Lyoner Gruppe berichtete eine Frau, die Hälfte ihrer Mitreisenden habe in Lyon gebettelt, die andere Hälfte habe gearbeitet. Einige Rückkehrer aus Paris hatten erklärt, sie hätten von den französischen Behörden kein Geld für das Verlassen des Landes bekommen. Nach französischen Angaben bekommt jeder erwachsene Heimkehrer 300 Euro und jedes dazugehörige Kind 100 Euro.

Selbst illegal ist das Leben in Frankreich besser

"Natürlich denken wir daran, nach Frankreich zurückzukehren", sagte einer der aus Lyon abgeschobenen Roma nach seiner Ankunft in Bukarest. "Das Leben ist dort besser als in Rumänien, sogar, wenn man illegal ist." Ein weiterer Roma, der mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern abgeschoben wurde, sagte, er habe in Frankreich "eine sehr harte Zeit erlebt". Seitens der Polizei habe es "ständig Druck" gegeben.

Derweil reißen in Frankreich Bagger die Hütten der Roma ab.

Derweil reißen in Frankreich Bagger die Hütten der Roma ab.

(Foto: dpa)

Es war die erste Abschiebung, seit Staatschef Sarkozy im Juli ein hartes Durchgreifen gegen Roma angekündigt hatte, aber schon der 25. Flug dieser Art seit Jahresbeginn. Vergangenes Jahr hatte Frankreich bereits an die 10.000 Roma nach Rumänien und Bulgarien ausgewiesen, von denen schätzungsweise zwei Drittel wieder zurückkehrten.

Jeder Fall sei einzeln geprüft worden, versicherte die französische Regierung. Die EU-Kommission hatte Frankreich tags zuvor ermahnt, sich an das europäische Recht zu halten, insbesondere an das Recht auf Freizügigkeit.

Rumänien fordert Eingliederungsprogramm

Der rumänische Präsident Traian Basescu forderte die Europäische Union zu gemeinsamen Anstrengungen auf, um ein "Eingliederungsprogramm" für die Minderheit zu schaffen. Er verstehe die Probleme, die durch die Ansiedlung von Roma im Umland großer Städte entstünden, erklärte Basescu. Trotzdem habe jeder EU-Bürger das Recht, sich in einem anderen europäischen Land niederzulassen.

In der Nähe der nordfranzösischen Stadt Lille sowie in Saint Martin d'Hères im ostfranzösischen Departement Isère löste die Polizei inzwischen zwei weitere Lager mit etwa 130 Roma auf. In den vergangenen Wochen hatte sie bereits mehr als fünfzig Siedlungen geräumt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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