Armee-Übermacht "Rothemden" geben vorerst auf
14.04.2009, 19:40 UhrDie seit rund drei Wochen anhaltenden und zum Teil gewaltsamen Proteste gegen die thailändische Regierung sind vorerst beendet. Die rot gekleideten Gegner von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva räumten den besetzten Amtssitz in Bangkok, nachdem sie die Armee über Nacht eingekesselt und ultimativ zum Abzug aufgefordert hatte. Unter den Augen der bewaffneten Soldaten, die mit Panzerfahrzeugen an die Barrikaden herangefahren waren, zog der harte Kern von einigen tausend Menschen ab.
Die Behörden stellten Busse für ihre Abreise bereit. Die Protestanführer hatten sich in der Nacht beraten und entschieden, die Demonstration gegen Abhisit "eine Zeit lang" aufzulösen, wie die Protestanführerin Prateep Ungsongtham Hata zuvor gesagt hatte. Damit wollten sie "eine Katastrophe verhindern", bei der weitere Menschen ums Leben kämen. Dies bedeute aber nicht, dass sie sich geschlagen gäben.
Wut gegen die Provinzler
Hinter den Soldaten hatten sich auch Gruppen wütender Bangkoker Bürger formiert, die für die Demonstranten aus den Provinzen wenig Verständnis zeigten. Bei Zusammenstößen von Demonstranten und Zivilisten waren am Montagabend zwei Menschen ums Leben gekommen, mehr als 100 wurden verletzt. In Bangkok kehrte derweil langsam das normale Leben zurück. Die Behörden begannen damit, die Straßen zu säubern.
Die Demonstranten werden vor allem von der verarmten Landbevölkerung unterstützt. Sie wollten die Regierung stürzen, die ihrer Ansicht nach illegal an der Macht ist und vor allem von den städtischen Eliten und vom Militär getragen wird.
Manchen Demonstranten entledigten sich aus Furcht vor Racheakten ihrer roten T-Shirts. "Ich bin am Boden zerstört", sagte Mara Wongsan, der aus der entfernten Provinz Udon Thani im Norden Thailand für die Proteste nach Bangkok gekommen war. "Ich war dabei, weil ich ein besseres Leben will. Jetzt fahre ich mit leeren Händen zurück."
Haftbefehle angekündigt
Die Regierung hat unterdessen Anklagen gegen die Anführer des Protests angekündigt. Dreizehn Haftbefehle wurden laut Polizei gegen die Anführer der gewalttätigen Proteste ausgestellt, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Versammlungsverbot. Der am Sonntag in der thailändischen Hauptstadt verhängte Ausnahmezustand hatte alle öffentlichen Versammlungen von mehr als fünf Menschen untersagt. Vier Männer wurden bereits verhaftet.
"Alle wichtigen Anführer der Demonstrationen werden strafrechtlich verfolgt", hatte der nationale Polizeichef Patcharawat Wongsuwan kurz nach der Auflösung der Proteste gesagt.
Panzer umzingeln Demonstranten
Am frühen Morgen waren Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen auf den Regierungssitz vorgerückt, wo noch immer mehr als 2000 Demonstranten ausharrten. Die "Rothemden" genannten Anhänger des 2006 abgesetzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra hatten die ganze Nacht vor Abhisits Amtssitz verbracht, nachdem Soldaten am Abend das Viertel abgeriegelt und die Demonstranten eingekesselt hatten. Hunderte Soldaten waren im Einsatz.
Der unter massivem Druck der Opposition stehende thailändische Ministerpräsident Abhisit lehnt eine Auflösung des Parlaments und vorgezogene Neuwahlen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Er schließe einen solchen Schritt zwar nicht aus, aber die Entscheidung "steht jetzt nicht an", sagte Abhisit in einem Telefoninterview. "Bei einer Auflösung des Parlaments gilt meine größte Sorge der Verhinderung von Gewalt, die wir bei wahlkämpfenden Parteien erlebt haben."
Angesichts der massiven Straßenproteste von Anhängern des früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra durchlebe Thailand derzeit seine Feuerprobe als Rechtsstaat, sagte Abhisit weiter. Einen Kompromiss mit dem im Exil lebenden Thaksin schloss der Regierungschef aus.
Quelle: ntv.de, mit AFP