Bewährung statt Haft Roxana Saberi ist frei
11.05.2009, 15:57 UhrNach knapp viermonatiger Haft im Iran ist die US-Journalistin Roxana Saberi wieder auf freiem Fuß. Ein Berufungsgericht wandelte eine achtjährige Gefängnisstrafe in zwei Jahren Haft auf Bewährung um. Die 32 Jahre alte Journalistin wurde daraufhin bereits wenige Stunden später aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran entlassen.
Saberi, die sowohl die iranische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft hat, war Spionage vorgeworfen worden. Für die Journalistin, die unter anderem für den angesehenen US-Radiosender NPR arbeitete, hatte sich auch der amerikanische Präsident Barack Obama eingesetzt. Er hatte die Spionagevorwürfe als unbegründet zurückgewiesen und ihre Freilassung verlangt.
Das Verfahren an dem Berufungsgericht hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Sonntag begonnen. Lediglich die Vertreter von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sowie Geheimdienstmitarbeiter durften der Verhandlung beiwohnen.
Politik hat offenbar eingegriffen
Juristische Beobachter in Teheran wiesen daraufhin, dass die Spionagevorwürfe vermutlich vor dem Berufungsgericht keinen Bestand hatten, anderenfalls hätte die Strafe nicht so stark abgemildert werden können. Dies deute auch auf ein Eingreifen vonseiten der Politik hin. Nach der Verurteilung wegen Spionage zu acht Jahren Gefängnis hatte sich Präsident Mahmud Ahmadinedschad für ein faires Berufungsverfahren eingesetzt und für entsprechende Möglichkeiten für die Verteidigung gesorgt.
Der Reporterin, die sich zu Recherchezwecken im Iran aufhielt, war zunächst vorgeworfen worden, eine Flasche Wein gekauft zu haben - nach iranischem Recht ist dies streng verboten. Später hieß es, sie habe ohne Akkreditierung gearbeitet. Im iranischen Recht wird eine doppelte Staatsbürgerschaft zwar toleriert aber nicht offiziell anerkannt. Entscheidend im Iran ist letztendlich die Nationalität des Vaters, der in Roxana Saberis Fall Iraner ist. Teheran hat sich daher amerikanische Kritik an dem Verfahren verbeten und immer betont, die Journalistin sei Iranerin und werde entsprechend behandelt.
Der Radiosender NPR begrüßte die Freilassung seiner Mitarbeiterin. NPR-Chefin Vivian Schiller erklärte, alle seien "überglücklich", dass Saberi nun nach Hause komme. Vor ihrem Haus in Fargo im US-Bundesstaat Nord Dakota hätten Freunde bereits Willkommensschilder aufgestellt.
Quelle: ntv.de, dpa