Prozess gegen Milosevic Rugova als Zeuge in Den Haag
26.10.2002, 10:00 UhrIm Kriegsverbrecherprozess gegen den früheren jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic hat der Präsident des Kosovo, Ibrahim Rugova, am Freitag als Zeuge ausgesagt. Er ist der bislang prominenteste Zeuge im Prozess vor dem UN-Tribunal in Den Haag.
Rugova warf seinem langjährigen politischen Gegner vor, die albanische Bevölkerung in der südserbischen Provinz unterdrückt und einen Krieg herbeigeführt zu haben. Milosevic habe nach seinem Machtantritt im Jahr 1989 den Druck gegen die Albaner immer weiter erhöht, sagte Rugova, der Anfang März zum Präsident des Kosovos gewählt wurde.
Ausführlich schilderte Rugova auch Begegnungen mit Milosevic und mit dem serbischen Präsidenten Milan Milutinovic in Belgrad noch während der NATO-Bombenangriffe im Frühjahr 1999. Die Politiker hätten dabei versucht, ihn bei seinen Anhängern in Misskredit zu bringen, sagte Rugova. Sie hätten ihn gezwungen, Erklärungen über weitere politische Verhandlungen zum Kosovo zu unterschreiben, an deren Entstehung er nicht mitgewirkt habe und die dann veröffentlicht wurden.
Milosevic saß bei der Verhandlung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag nur wenige Meter von Rugova entfernt. Er verfolgte die Ausführungen seines einstigen Erzrivalen mit uninteressiertem Gesichtsausdruck und gähnte mehrmals.
Kosovo ist Teil Jugoslawiens, wird aber seit 1999 von den Vereinten Nationen und der NATO verwaltet. Milosevic muss sich in Den Haag in 66 Anklagepunkten wegen Kriegsverbrechen, Völkermord und der Vertreibung von rund 800.000 Kosovo-Albaner verantworten. Ihm droht bei einem Schuldspruch eine lebenslange Haftstrafe.
Quelle: ntv.de