Bundeswehrreform trifft Westen hart Rund 40 Standorte bedroht
08.02.2011, 09:03 UhrDie Bundeswehrreform nimmt immer klarere Züge an. Nach der Straffung der Führungsstruktur und ersten Plänen über einen Personalabbau gibt es jetzt erste Berichte über Standortschließungen. Dabei stehen bis zu 40 Standorte auf der Streichliste des Ministeriums - die meisten davon in Westdeutschland.

Ein Jagdbomber vom Typ Phantom F-4 des Jagdgeschwaders 71 im niedersächsischen Wittmund. Bei den Sparplänen wird wohl der Fliegerhorst nicht verschont bleiben.
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Im Zuge der geplanten Bundeswehrreform sind nach einem Zeitungsbericht rund 40 Standorte bedroht. Dies seien die Vorstellungen der obersten Generalität, berichtet die "Leipziger Volkszeitung" unter Berufung auf Bundeswehrkreise. Mit dieser Standort-Empfehlung werde Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) im März in die Haushaltsberatungen mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eintreten. Einen endgültigen Standortplan für die neu zu strukturierende Bundeswehr soll es im Juni 2011 geben.
Die ostdeutschen Bundeswehr-Niederlassungen seien nach diesen Planungen deutlich weniger stark von Standortschließungen betroffen als die Kasernen in Westdeutschland. Die neuen Länder profitieren dabei in erster Linie von der Modernisierung in früheren Jahren. So seien nach derzeitigem Stand beispielsweise in Sachsen keinerlei Standorte durch die Strukturreform in Gefahr.

Das Marine-Schnellboot "Hyäne" verlässt Anfang November 2010 den Marinestützpunkt Warnemünde in Richtung Libanon. Dort kommt es im Rahmen der UN-Friedensmission zum Einsatz.
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Neben Standorten wie Warnemünde (Schnellboote) oder Wittmund (Luftwaffe) drohe auch einigen Bundeswehr-Niederlassungen in Bayern das Aus. Angesichts der Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer, er werde um die Standorte im Freistaat kämpfen, heiße es im Verteidigungsministerium: "Die bayerische Industrie hat gerade im wehrtechnischen Bereich eine besondere Expertise und wird deshalb von neuen Spielräumen sicher auch profitieren."
Das Verteidigungsministerium widersprach allerdings dieser Darstellung. Die genannte Größenordnung sei "falsch und rein spekulativ", sagte ein Ministeriumssprecher.
Führungsstruktur wird gestrafft
Erst am Vortag hatten Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und sein Staatssekretär Walther Otremba den Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums erklärt, dass der Bereich drastisch verkleinert und die Führungsstruktur gestrafft werden soll. Wie viele Stellen im Ministerium genau wegfallen und inwieweit Personal von Bonn nach Berlin verlagert wird, bleibt aber weiter offen.
Die Personalgremien sollen nun Gelegenheit zur Stellungnahme enthalten. Anschließend will Guttenberg sein endgültiges Reformkonzept präsentieren.
Der Umbau des Ministeriums soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein. Er ist Teil der radikalsten Reform der Bundeswehr seit ihrer Gründung 1955. Guttenberg hat außerdem die Wehrpflicht abgeschafft und will die Truppe von 250.000 auf 185.000 Soldaten verkleinern.
Quelle: ntv.de, rts/dpa