"Ein Zeichen von Schwäche" Russischer Ex-Diplomat: Putin "lacht" über NATO
16.07.2023, 10:14 Uhr Artikel anhören
"Putin versteht jetzt, dass er einfach ein bisschen warten muss", sagt Bondarew.
(Foto: via REUTERS)
Beim Gipfeltreffen in Vilnius beschließt die NATO keinen Zeitplan für einen Beitritt der Ukraine. Der frühere russische UN-Vertreter Boris Bondarew legt das als Schwäche aus, durch die sich Präsident Putin in seinem brutalen Vorgehen bestätigt fühlen könne.
Der russische Ex-Diplomat Boris Bondarew hat die Ergebnisse des NATO-Gipfels im litauischen Vilnius als einen Erfolg für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnet. Dass die Mitgliedsstaaten keinen Zeitplan für einen Beitritt der Ukraine vorgelegt haben, sei ein "Zeichen von Schwäche", sagte er dem US-Magazin "Newsweek". Bondarew war als Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen eingesetzt, trat im vergangenen Jahr aber aus Protest gegen den russischen Überfall auf die Ukraine zurück.
Dem Ex-Diplomaten zufolge ist die NATO nicht geeint. Insbesondere die USA und Deutschland würden eine zögerliche Haltung an den Tag legen, wenn es um den Beitritt der Ukraine in das Bündnis gehe. Über diese Unentschlossenheit würden Putin und seine Spitzenbeamten nur "lachen", sagte Bondarew. Vor allem die USA als wichtigster Verbündeter der Ukraine würden ein falsches Signal nach Russland senden. "Putin könnte denken, dass sie ihre Meinung langsam ändern, dass sie anfangen zu verstehen, dass sie diesen Krieg nicht gewinnen können", sagte er.
In Moskau herrscht laut Bondarew der Gedanke vor, "dass die NATO die Ukraine nicht eingeladen hat, weil sie Angst vor Russland hat und immer noch Angst hat, Putin zu provozieren". Der Kreml würde sich in seiner Einschüchterungstaktik, dem Westen etwa mit einem Atomschlag zu drohen, bestätigt fühlen.
Russland müsse "Bedrohung darstellen"
Die NATO hat auf ihrem Gipfel deutlich gemacht, dass die Ukraine nicht beitreten wird, solange der Krieg mit Russland andauert. "Die Botschaft lautet: Wenn ihr nicht wollt, dass die Ukraine in die NATO aufgenommen wird, müsst ihr immer noch in der Ukraine präsent sein oder sie bedrohen, ihr müsst ukrainische Städte bombardieren", sagte Bondarew. Russland müsse "eine Bedrohung darstellen, die die NATO nicht für sich selbst haben wolle."
Mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr sagte Bondarew: "Putin versteht jetzt, dass er einfach ein bisschen warten muss. Und [wenn] Donald Trump als Präsident wiedergewählt wird, dann wird sich die Situation vielleicht ändern." Er sieht den "Hauptfehler" des Bündnisses darin, der Ukraine nicht ihre stärksten Waffen zur Verfügung zu stellen. "Wie kann diese Gegenoffensive effektiv, effizient und erfolgreich sein, wenn die Ukrainer keine Waffen haben? Das ist verrückt."
Die 31 Mitgliedsstaaten der NATO haben bei ihrem Gipfeltreffen in Vilnius Anfang der Woche den Beitritt der Ukraine in das Bündnis bekräftigt. Einen Zeitplan haben die Länder nicht vorgelegt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete das zunächst als "absurd", lobte aber später die Ergebnisse des Treffens.
Quelle: ntv.de, mdi