Armee, Marine, Atomwaffen Russland rüstet auf
17.03.2009, 11:28 UhrRusslands Präsident Dmitri Medwedew hat mit Verweis auf die Erweiterungspläne der NATO eine Modernisierung der Atomwaffen ab 2011 angekündigt. Dann beginne eine "umfassende Umrüstung" des Heeres und der Flotte, sagte der Kremlchef in Moskau auf einer Sitzung im Verteidigungsministerium, wie die Agentur Interfax meldete.
Bereits Medwedews Vorgänger Wladimir Putin hatte wiederholt eine Modernisierung des Waffenarsenals verkündet. Experten zufolge blieb dies bislang aber weit hinter den Ankündigungen zurück. Wegen der Finanzkrise wurde zuletzt das Militärbudget zusammengestrichen.
"Gefechtsbereitschaft" erhöhen
Zwei Wochen vor dem ersten Treffen mit dem neuen US-Präsidenten Barack Obama warf der Kremlchef der NATO vor, mit ihrer militärischen Infrastruktur weiter an die Grenzen Russlands vorzurücken. Auch wegen der Gefahr durch regionale Konflikte und den internationalen Terrorismus müsse die "Gefechtsbereitschaft der strategischen Atomwaffen" erhöht werden. Medwedew ließ offen, wie viel Geld in die Reformen gesteckt werden soll. Die Modernisierung der Streitkräfte ist auch eine Folge des Krieges zwischen Russland und Georgien vom vergangenen August.
Russische Medien hatten im Vorfeld spekuliert, Medwedew könnte den Auftritt nutzen, um vor dem Hintergrund der jüngsten Wiederannäherung an den Westen eine Erklärung über die Reduzierung von Atomwaffen abzugeben. Streit gibt es weiter um die US-Pläne für eine Raketenabwehr in Mitteleuropa sowie um die NATO-Beitrittsperspektiven für die ehemaligen Sowjetrepubliken Ukraine und Georgien.
Reformen sind überfällig
Der Kremlchef versicherte den Militärs, dass die aktuellen Budgetprobleme keine Auswirkungen auf die geplante Umrüstung hätten. Vor einem Monat hatte die Regierung den Streitkräfte-Etat infolge der Finanzkrise um 15 Prozent zusammengestrichen und weitere Kürzungen nicht ausgeschlossen.
Seit Jahren tritt das russische Militär bei der überfälligen Reform auf der Stelle. Ein Großteil der Atomwaffen stammt noch aus Sowjetzeiten und muss erneuert werden. Die Flugtests für die neue Interkontinentalrakete Bulawa waren zuletzt mehrfach missglückt. Auch das militärisch wie zivil zu nutzende Satelliten-Navigationssystem GLONASS, eine Antwort auf das seit langem funktionierende US-System GPS, verzögert sich seit Jahren.
In den Streitkräften herrscht große Verunsicherung, da im Rahmen der Reform das Offiziercorps deutlich verringert werden soll. Insgesamt ist eine Reduzierung um 300.000 auf 1 Million Soldaten geplant. Ziel ist es, das unflexible Heer aus den Zeiten des Kalten Krieges in effektive Kampfverbände umzuwandeln.
Quelle: ntv.de