"Scharfe Dolchhiebe" gegen Terroristen Russland ruft Anti-Terror-Krieg aus
01.04.2010, 16:02 UhrMit einer faktischen Kriegserklärung gegen islamische Terroristen reagiert Russlands Präsident Medwedew auf die Anschläge in Moskau und Dagestan. Dabei schließt das Kreml-Oberhaupt angesichts neuer Drohungen der Extremisten auch präventive Maßnahmen nicht aus.

Medwedew bei seiner Ankunft in Dagestan.
(Foto: dpa)
Nach den Selbstmordattentaten in der Moskauer Metro hat Kremlchef Dmitri Medwedew bei einem Blitzbesuch im Konfliktgebiet Nordkaukasus Präventivschläge gegen Terroristen gefordert. Die drohen allerdings mit weiteren Anschlägen. Vor Sicherheitsvertretern und Regionalpolitikern in der Teilrepublik Dagestan am Kaspischen Meer forderte Medwedew, dass alle Staaten im Anti-Terror-Kampf über eine Ausweitung ihrer Mittel nachdenken und wirksamere Schritte erwägen sollten. Zur Verhinderung eines "grausamen Attentats" dürften auch "vorbeugende Schläge gegen Terroristen" kein Tabu sein.
"Wir müssen den Terroristen scharfe Dolchhiebe versetzen, sie und ihre Schlupfwinkel zerstören", verlangte der 44-Jährige in Dagestans Hauptstadt Machatschkala. Die Maßnahmen müssten nicht nur effektiv sein, sondern "hart, schwer und präventiv. Wir müssen bestrafen", sagte der Präsident.
Zuvor waren bei Anschlägen in der Moskauer Metro und in Dagestan insgesamt mindestens fünfzig Menschen getötet worden.
Spuren führen nach Dagestan
Die beiden Frauen, die sich am Montag in der Moskauer Metro in die Luft gesprengt und 39 Menschen mit in den Tod gerissen hatten, gehörten nach einem Bericht der Zeitung "Kommersant" wahrscheinlich zu einer Gruppe von rund 30 Selbstmordattentätern, die in Tschetschenien ausgebildet wurden.
Die beiden Attentäterinnen waren dem Bericht zufolge mit dem Bus von der Stadt Kisljar in Dagestan aufgebrochen - dort, wo bei einem Doppelanschlag zwölf Menschen ums Leben gekommen waren. Kisljar gelte als idealer Ausgangspunkt für Rebellen auf dem Weg nach Moskau, weil es gleich an der Grenze zu Tschetschenien liege und gute Zug- und Busverbindungen in die russische Hauptstadt habe, berichtete "Kommersant" weiter.

Sicherheitsleute patroullieren in der Moskauer Metro.
(Foto: dpa)
Ministerpräsident Wladimir Putin hatte bereits eine Verbindung zwischen dem Doppelanschlag in Dagestan und den Attentaten in der Moskauer Metro vermutet. Die Staatsanwaltschaft richtete inzwischen eine Ermittlungskommission in Dagestan ein, der neben Mitarbeitern der Strafbehörde auch Vertreter des Innenministeriums und der Geheimdienste angehören.
Rebellen drohen mit weiteren Anschlägen
Zu den tödlichen Anschlägen auf die Moskauer Metro bekannte sich die Gruppierung Kaukasus-Emirat von Rebellenchef Doku Umarow. Er habe selbst den Befehl zur Zündung der Sprengsätze gegeben, sagte Umarow in einem Bekenner-Video. Die Anschläge seien "Rache" für die "anhaltende Ermordung von Zivilisten im Kaukasus". In den hauptsächlich von Muslimen bewohnten Republiken Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien kämpft Russland seit Jahren gegen islamistische Aufständische.
Umarow kündigte weitere Attentate an. "Der Krieg wird in Eure Straßen kommen und ihr werdet ihn in Eurem Leben und Eurer Haut spüren", hieß es in der Botschaft. Umarow hatte im Oktober 2007 in der Konfliktregion im Südwesten Russlands das "Kaukasus-Emirat" ausgerufen und sich selbst zu dessen Emir ernannt. Das "Kaukasus-Emirat" hat in der Vergangenheit mehrere Anschläge verübt, darunter den Anschlag auf den "Newski-Express" Ende November 2009. Der Schnellzug war auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg durch eine Explosion entgleist, 28 Menschen kamen ums Leben.
Quelle: ntv.de, cba/dpa/AFP/rts