"Verbündete im Kampf" Russland streicht Taliban von Terrorliste
17.04.2025, 18:38 Uhr Artikel anhören
Die Bundesregierung erkennt die Taliban politisch nicht als legitime Regierung Afghanistans an.
(Foto: AFP)
Die Taliban erobern 2021 die Macht in Afghanistan. Bislang sind die Radikalislamisten international jedoch nicht anerkannt. Einige Länder unterhalten aber enge Beziehungen. Nun streckt Moskau seine Fühler aus und hebt ein Verbot auf.
Russland hat die afghanischen Taliban von ihrer Terrorliste genommen. Der Oberste Gerichtshof habe dies mit sofortiger Wirkung entschieden. "Das zuvor eingeführte Verbot der Aktivitäten der Taliban - die Teil der Liste der Terrororganisationen sind - ist aufgehoben worden", erklärte der Richter Oleg Nefedow nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass. Die Entscheidung trete mit sofortiger Wirkung in Kraft. Damit sind die Radikalislamisten nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan in Russland nun legal.
Auf der Liste hatten die radikal-islamischen Taliban über zwanzig Jahre gestanden. Der Schritt wird als weiterer Beleg dafür gewertet, dass Russland die Beziehungen zu den Machthabern in Afghanistan normalisieren will. Zuvor hatten das russische Parlament und Kremlchef Wladimir Putin die Weichen gestellt für die Gerichtsentscheidung. Die Sowjetunion hatte von 1979 bis 1989 Krieg in Afghanistan geführt, wurde aber von den von den USA unterstützten Mudschahedin vertrieben. Aus diesen rekrutierten sich die Taliban bei ihrer Gründung.
Russland hatte die Beziehungen zu den Taliban zuletzt enger geknüpft. Der russische Generalstaatsanwalt hatte die Streichung von der Terrorliste im März nach mehreren Besuchen hochrangiger Taliban-Vertreter in Russland gefordert. Putin hatte die Taliban einen Verbündeten im Kampf gegen Terrorismus genannt. Damit ist der "Islamische Staat" (IS) gemeint, der in mehreren Staaten an Russlands Südgrenze sowie in Afghanistan aktiv ist.
Keine Anerkennung in Deutschland
Kein Land erkennt derzeit die Taliban als rechtmäßige Regierung an, nachdem die Islamisten 2021 die Macht in Afghanistan übernommen hatten. Die USA und ihre Verbündeten waren damals überstürzt aus dem Land abgezogen.
Der symbolische Schritt Russlands kommt zwar nicht einer formellen Anerkennung der Regierung in Kabul gleich, zielt jedoch auf eine Verbesserung der Beziehungen zu den radikal islamistischen Herrschern. Neben Russland unterhalten jedoch auch Pakistan, China, der Iran und die meisten zentralasiatischen Länder de facto diplomatische Beziehungen zu den afghanischen Machthabern.
In Deutschland sind die Taliban zwar auch nicht verboten. Laut Auswärtigem Amt erkennt die Bundesregierung die Taliban politisch aber nicht als legitime Regierung Afghanistans an. Die deutsche Botschaft Kabul ist demnach seit dem 15. August 2021 geschlossen.
Quelle: ntv.de, gut/rts/AFP/dpa