"Homöopathie verbieten" SPD kritisiert Alternativmedizin
11.07.2010, 16:50 UhrSparen, sparen, sparen - so die Maßgabe im Gesundheitswesen. Die neueste Idee kommt aus der Opposition: SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach will den gesetzlichen Krankenkassen verbieten, homöopathische Behandlungen zu bezahlen. Die CDU zeigt sich gesprächsbereit.
Während die Union an der von ihr selbst beschlossenen Gesundheitsreform herummäkelt, will SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach den Leistungskatalog der Krankenkassen einschränken. So sollte Homöopathie bei gesetzlichen Krankenkassen gestrichen werden. "Man sollte den Kassen schlicht verbieten, die Homöopathie zu bezahlen", sagte Lauterbach dem "Spiegel". Der SPD-Politiker kritisierte, dass mittlerweile mehr als die Hälfte aller gesetzlichen Kassen die Leistungen von Homöopathen erstatten. "Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Krankenkassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie", sagte der SPD-Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestags.
Auch der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses aus Ärzten und Krankenkassen, Rainer Hess, hält die jetzige Situation für "extrem unbefriedigend". Es gebe nach unzähligen medizinischen Studien bisher keinen klaren Nutzennachweis für die Homöopathie, dennoch müssen die Krankenkassen sie bezahlen. "Es hat schon viele Anläufe gegeben, die Schutzvorschrift für derartige Mittel zu streichen, aber einflussreiche Politiker haben dies immer wieder verhindert", sagte Hess.
Koalition offen für Vorstoß
Lauterbachs CDU-Kollege Jens Spahn begrüßt die überraschende Forderung aus der Opposition: "Wir haben die Wahltarife für Homöopathie zu rot-grüner Zeit auf Wunsch von SPD und Grünen gemeinsam eingeführt. Sollte die SPD hier nun gesprächsbereit sein, können wir sie morgen abschaffen."
Der Sprecher des Kassen-Spitzenverbands, Florian Lanz, sagte hingegen: "Jetzt passiert, was wir befürchtet hatten: Die Ärzte sollen trotz ihrer Rekordeinnahmen auch im nächsten Jahr wieder eine saftige Honorarerhöhung bekommen und gleichzeitig wird gefordert, für die Versicherten Leistungen zu streichen."
Der künftige Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, ist jedoch überzeugt: "Die Homöopathie ist ein spekulatives, widerlegtes Konzept." Bis heute sei nicht erwiesen, dass die Methode einen medizinischen Nutzen habe. "Dazu muss man auch gar nicht mehr weiterforschen, die Sache ist erledigt", sagte Windeler. Homöopathische Mittel würden so stark verdünnt, dass die Wirkstoffe kaum nachweisbar sind.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa