Milliardenschwerer Netzausbau SPD will "echte Zahlen" sehen
31.05.2012, 04:42 Uhr
Vier lange Stromautobahnen müssen in den nächsten zehn Jahren quer durch Deutschland gebaut werden, um das Abschalten der Atomkraftwerke aufzufangen.
(Foto: dpa)
Für die Energiewende müssen die Stromnetze aus- und umgebaut werden. Das wird teuer, rechnen die vier großen Stromnetzbetreiber vor. Allein die Modernisierung und der Ausbau der Trassen an Land verschlinge bis 2022 rund 20 Milliarden Euro. Eine maßlose Übertreibung sei das, wettert die Opposition. Das sei nur der "Versuch, die Energiewende auszubremsen".
Die SPD wirft den vier großen Stromnetzbetreibern Täuschung bei den Investitionskosten für den Netzausbau vor. "Die Netzanbieter übertreiben maßlos. Es wird mit Zahlen operiert, die wahrscheinlich mindestens doppelt so hoch sind wie die tatsächlichen Zusatzkosten", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber der "Passauer Neuen Presse". Das sei der "Versuch, die nächsten Erhöhungen bei den Netzentgelten zu rechtfertigen, und die Energiewende auszubremsen".
Die Netzbetreiber hatten die notwendigen Investitionen bei der Vorstellung der Ausbaupläne für Stromleitungen am Mittwoch auf rund 20 Milliarden Euro beziffert. Zugleich hatten sie erklärt, dass sich damit aber auch Kosten für Eingriffe in die derzeit überlasteten Netze von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr sparen ließen.
Kelber forderte: "Die echten Zahlen müssen auf den Tisch. Darauf werden wir im Beirat der Bundesnetzagentur drängen."
Der Netzausbau ist wegen des Atomausstiegs und der geplanten Energiewende nötig, um ausreichend Wind- und Sonnenstrom in die Industriezentren transportieren zu können. Dafür müssen in den nächsten zehn Jahren vier lange Stromautobahnen durch Deutschland gebaut werden. Neben 3800 Kilometern an neuen Trassen sollen 4400 Kilometer Leitungen im Höchstspannungsnetz so optimiert werden, dass sie die schwankende Wind- und Solarstromeinspeisung dauerhaft meistern können. Nach der Vorstellung der Netzbetreiber-Pläne haben bis zum 10. Juli nun die Bürger das Wort - ihre Einwände sollen bei der endgültigen Planung durch die Politik berücksichtigt werden.
Quelle: ntv.de, dpa