Politik

"Wir fordern kein zusätzliches Geld" Samaras will mehr Zeit

36n52958.jpg6543161881739757302.jpg

Juncker, Merkel, Hollande: Griechenlands Premier Samaras führt in dieser Woche viele Gespräche. Im Vorfeld stellt er klar, dass Athen nicht mehr Geld von den Euro-Partnern fordere, aber mehr Zeit. Gleichzeitig kritisiert er scharf die "Negativpsychologie" in Europa. Im Falle eines Euro-Ausstiegs sieht er Griechenland in der gleichen Lage wie die Weimarer Republik.

Samaras fordert von den europäischen Partnern auch mehr Solidarität.

Samaras fordert von den europäischen Partnern auch mehr Solidarität.

(Foto: AP)

Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras hat vor seinem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Zeit für die mit der EU vereinbarten Reformen gefordert. "Alles, was wir wollen ist ein wenig 'Luft zum Atmen', um die Wirtschaft rasch in Gang zu bringen und die Staatseinnahmen zu erhöhen", sagte der Regierungschef der "Bild"-Zeitung.

"Wir fordern kein zusätzliches Geld", betonte Samaras, man stehe zu seinen "Verpflichtungen und zur Erfüllung aller Vorgaben". Mehr Zeit bedeute nicht automatisch mehr Geld. Samaras will am Freitag in Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. Am Samstag ist ein Gespräch mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande geplant. Bereits am Mittwoch kommt der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, nach Athen, um mit Samaras und dessen Finanzminister Ioannis Stournaras über die nächsten Schritte in der Schuldenkrise zu beraten.

Samaras beklagt "Negativpsychologie"

Samaras forderte die EU-Partner zu mehr Solidarität auf. Er beklagte eine "Negativpsychologie, die wie ein tiefes schwarzes Loch ist". "Wir kommen bei Strukturreformen und Privatisierungen voran, und es ist nicht fair, wenn uns manche in Europa immer wieder in dieses Loch zurückstoßen wollen", sagte Samaras der Zeitung.

Der konservative Politiker warnte zugleich vor Unruhen in seinem Land, sollte es die Euro-Zone verlassen und zur Drachme zurückkehren. "Ein Alptraum für Griechenland: wirtschaftlicher Kollaps, soziale Unruhen und eine nie dagewesene Krise der Demokratie", sagte er. Dann drohe seinem Land ein Schicksal wie in der Weimarer Republik, nach der die Nationalsozialisten an die Macht kamen.

Nach seinen Worten ist nach einem Euro-Ende mit einer Arbeitslosigkeit von mehr als 40 Prozent zu rechnen, mit fünf weiteren Rezessionsjahren und einem drastischen Rückgang des Lebensstandards. "Welche Gesellschaft, welche Demokratie könnte das überleben", fragte er.

Troika-Bericht kommt im September

Vertreter der Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds prüfen derzeit die griechischen Sparanstrengungen. Ihr Bericht soll im September vorliegen. Vom Urteil der Troika hängt ab, ob das hochverschuldete Land weitere Finanzspritzen erhält, um einer Staatspleite zu entgehen.

Einem hochrangigen Vertreter des griechischen Finanzministeriums zufolge muss die Regierung in Athen in den kommenden beiden Jahren mehr Geld auftreiben als bislang gerechnet. Der Staat müsse weitere zwei Milliarden Euro einsparen oder zusätzlich zusammenbekommen, um die mit seinen Geldgebern im Gegenzug für die Hilfe vereinbarten Ziele zu erreichen, sagte der Vertreter. Wegen der schlechten Wirtschaftslage und schleppender Steuereinnahmen seien insgesamt 13,5 Milliarden Euro nötig, damit netto der verabredete Effekt von 11,5 Milliarden Euro erreicht werde.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen