Politik

Gemeinsam für die Welt Sarkozy in Großbritannien

Für Frankreich und Großbritannien soll nach dem Willen von Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Premierminister Gordon Brown eine neue Ära der Zusammenarbeit beginnen. Das betonten beide Politiker in separaten Erklärungen beim Auftakt des zweitägigen Staatsbesuches von Sarkozy im Vereinigten Königreich.

Vor beiden Kammern des britischen Parlaments würdigte Sarkozy in einer Rede auch die deutsch-französische Freundschaft als "Lokomotive" der Europäischen Union. Ebenso wichtig sei jedoch für Europa und die ganze Welt, dass Großbritannien und Frankreich gemeinsam ihren erheblichen Einfluss für Verbesserungen geltend machten. Sarkozy versprach Großbritannien zugleich stärkere militärische Unterstützung in Afghanistan.

Empfang auf Schloss Windsor

Der erste Besuchstag begann mit einem zeremoniellen Empfang auf Schloss Windsor in der Nähe von London. Am Abend stand im Residenzschloss von Königin Elizabeth II. ein Staatsbankett auf dem Programm. Am Vormittag war das Präsidentenehepaar auf dem Flughafen London-Heathrow von Thronfolger Prinz Charles und dessen Frau Camilla, der Herzogin von Cornwall, im Namen der Queen willkommen geheißen worden. Dabei küsste Prinz Charles "charmant" die Hand der Präsidentengattin, wie Londoner Medien hervorhoben. Britische Boulevardzeitungen hatten den Besuch durch die Veröffentlichung eines 15 Jahre alten Aktfotos von Carla Sarkozy begleitet und damit dem Vernehmen nach für eine anfängliche Verstimmung gesorgt.

Viel Beifall im Parlament

Sarkozy betonte bei seiner mit viel Beifall aufgenommenen Rede im Parlament, er wünsche sich eine "neue französisch-britische Brüderlichkeit für das 21. Jahrhundert". Zugleich rief er Großbritannien zu einem stärkeren Engagement im Rahmen der EU auf. "Europa braucht das Vereinigte Königreich." Paris und London sollten zudem gemeinsam die USA, ohne die positive Veränderungen in der Welt nicht erreichbar seien, zu mehr Engagement für den Klimaschutz drängen. "Wer könnte die USA besser überzeugen, ihrer globalen Verantwortung gerecht zu werden, als ihre engsten Freunde?"

Der Staatspräsident sagte, London und Paris müssten ihre Einflussmöglichkeiten, die sich aus ihrer Position als Nuklearmächte und ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates ergeben, weltweit gemeinsam nutzen. Sarkozy rief zu einer intensiven Kooperation bei der Nutzung der Nukleartechnologie auf.

Stärkere militärische Zusammenarbeit

Zugleich sprach er sich für die Verstärkung auch der militärischen Zusammenarbeit aus, darunter in Afghanistan. "Wir können es uns nicht leisten, Afghanistan zu verlieren. Wir können nicht zulassen, dass die Taliban und El Kaida nach Kabul zurückkehren". Frankreich werde deshalb auf dem NATO-Gipfel in Bukarest im April eine Verstärkung seiner Truppen in Afghanistan bekanntgeben, kündigte Sarkozy an. Er nannte keine Zahl, jedoch war in diplomatischen Kreisen von mehr als 1000 Mann die Rede.

Gordon Brown hatte zuvor im Unterhaus erklärt, Paris und London verfolgten "eine gemeinsame Agenda für die Zukunft". Bei seinen am Donnerstag anstehenden Gesprächen mit Sarkozy sowie einer am selben Tag stattfindenden französisch-britischen Gipfelkonferenz solle konkret über die Stärkung der Zusammenarbeit im Energiesektor, bei der Sicherheitspolitik sowie im Umweltschutz und der Wirtschaft gesprochen werden. Brown betonte auf eine Frage der Opposition jedoch, dass die USA "Großbritanniens engster Verbündeter" und "wichtigster Partner" bleiben würden.

Die britisch- französischen Beziehungen waren zwischen Sarkozys und Browns Vorgängern, Jacques Chirac und Tony Blair, vor allem wegen des Irakkriegs angespannt.

"Nicht mehr zanken"

Beide Länder sollten nicht mehr nur "höflich, sondern auch freundlich" zueinander sein, hatte Sarkozy bereits vor dem Abflug dem britischen Rundfunksender BBC gesagt. Dies gelte für die politische ebenso wie für die wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit. "Wir sind nun lange genug nicht mehr im Krieg, es ist lange genug her, dass wir nicht mehr zanken." Großbritannien und Frankreich sollten "Hand in Hand" gegen illegale Immigration und Terrorismus vorgehen.

"Die Freundschaft sollte nicht nur eine Prinzipienfrage sein. Ich will das mit konkreten Vorhaben in der Wirtschaft, Sicherheit und Verteidigung untermauern", sagte Sarkozy. Zugleich stellte er die Bedeutung des Vereinigten Königreichs für Europa heraus: "Wie können wir ohne Ihre starke Wirtschaft auskommen, ohne Ihre Sprache, die inzwischen die meistgesprochene Sprache der Welt ist, oder auch ohne Ihre Verteidigungskraft auskommen, die die bedeutendste in Europa ist?"

"Schlichte Eleganz" statt nackter Tatsachen

Indessen wurde die "schlichte Eleganz" der Kleidung der französischen Präsidentengattin Carla Sarkozy in Großbritannien weithin gelobt. Das gerade geschnittene Mantelkleid aus dünner grauer Wolle in Jersey-Strickart mit einem schmalen schwarzen Gürtel, das Madame Sarkozy bei der Ankunft am Flughafen trug, sowie das farblich abgestimmte Käppi seien "absolut passend für derart offizielle Anlässe", hieß es. In Delegationskreisen wurde bestätigt, dass das Outfit samt schlichter schwarzer Ledertasche vom französischen Modehaus Dior zusammengestellt wurde.

Zuvor hatte ein Nacktfoto der Präsidentengattin für Wirbel gesorgt. Britische Boulevardzeitungen brachten das 15 Jahre alte Aktfoto groß auf ihren Seiten. "Willkommen in Großbritannien, Madame Sarkozy", schrieb die Zeitung "Daily Mirror" über das ganzseitige Schwarz-Weiß-Foto im Innenteil. Die "Sun", das meistgelesene Blatt in Großbritannien, berichtete, dass die 40 Jahre alte Präsidentengattin "empört" über die Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt sei.

Das Auktionshaus Christie's hatte am Dienstag die Versteigerung des Fotos für den 10. April in New York bekanntgegeben. "Christie's zensiert kein Sachgebiet", verteidigte sich das Haus gegen Kritik. Auf dem Foto des Fotografen Michel Comte ist das damalige Model unbekleidet in einer Pose zu sehen, die an ein Bild des neo-impressionistischen Künstlers Georges Seurat erinnert.

Quelle: ntv.de

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