Politik

Rededuell in Frankreich Sarkozy will die Wende

Im Fernsehduell der französischen Präsidentschaftskandidaten hat die Sozialistin Sgolne Royal den konservativen Favoriten Nicolas Sarkozy scharf angegriffen. Sarkozy seinerseits präsentierte sich wie ein Oppositionspolitiker.

Sarkozy sei als früherer Innen- und Finanzminister der scheidenden konservativen Regierung mit verantwortlich für die hohe Arbeitslosigkeit und den Anstieg der Straßenkriminalität, sagte Royal während des einzigen live übertragenen Aufeinandertreffens der Kandidaten am Mittwochabend. Royal, die sehr offensiv auftrat, versprach, Frankreich aus einer Situation herausführen zu wollen, die von Schulden, Armut und Arbeitslosigkeit geprägt sei.

Zuvor hatte Sarkozy nahezu die Rolle des Oppositionsführers angenommen. "Wir können nicht weiterhin eine Politik wie zuvor betreiben", sagte der Konservative zu Beginn der Debatte. Er wolle dem politischen Leben in Frankreich "die Würde zurückgeben". Die Konsequenzen aus dem "politischen Tsunami" der vergangenen fünf Jahre müssten gezogen werden, sagte Sarkozy. Er bezog sich auf den Einzug des rechtsextremen Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl um das Präsidentenamt 2002 und das Nein der Franzosen zur EU-Verfassung.

Royal verteidigte die 35-Stunden-Woche. Die von der früheren linken Regierung unter Lionel Jospin eingeführte Regelung sei eine "wichtige soziale Errungenschaft". Royal stellte die Frage, warum die Rechte die 35-Stunden-Woche in den vergangenen fünf Regierungsjahren denn nicht abgeschafft habe.

Sarkozy hatte die 35-Stunden-Woche als "allgemeine Katastrophe für die französische Wirtschaft" bezeichnet, dann allerdings eingeräumt, am Kern dieser Arbeitszeitverkürzung nicht mehr rütteln zu wollen.

Als Sarkozy der Sozialistin mangelnde Präzision vor allem im Wirtschaftsbereich vorhielt, kam es zu einem lebhaften Austausch. "Wenn Sie von allem gleichzeitig reden, werden wir nichts vertiefen können", meinte Sarkozy. "Würden Sie wohl bitte mir die Verantwortung für das überlassen, was ich sage", entgegnete die Sozialistin.

Die Debatte ist für Royal die vielleicht letzte Chance, den Vorsprung Sarkozys aufzuholen. Umfragen, die kurz vor dem Duell erhoben wurden, sahen Sarkozy in der Stichwahl am Sonntag mit 52 Prozent weiter vor Royal. Die Sozialistin käme demnach auf 48 Prozent. Es wurde erwartet, dass sich etwa die Hälfte der 44,5 Millionen französischen Wähler die Fernsehdebatte anschauten.

Der monatelange Wahlkampf war in weiten Teilen stark von den Persönlichkeiten der beiden Kandidaten geprägt. Dennoch hatten die Franzosen bislang kaum Gelegenheit, Royal und Sarkozy bei einem direkten Aufeinandertreffen zu vergleichen.

Der frühere Präsident Valry Giscard d'Estaing, der 1974 mit dem legendären Satz, Mitterand habe kein Monopol des Herzens, seinen Herausforderer Francois Mitterand in einer TV-Debatte in den Schatten stellte, erwartet auch im Jahr 2007 viel von dem Duell. "Ich denke, es wird entscheidend sein", sagte er am Mittwoch vor Beginn der Sendung. Unter Verweis auf damals sagte er: "Ich denke, dass ich wegen der Debatte gewählt wurde."

Quelle: ntv.de

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