Die Sudoku-Affäre Schäuble daddelt im Bundestag
29.02.2012, 17:34 Uhr
Debatten im Bundestag können langweilig sein, wenn Bekanntes endlos wiederholt wird. Manche Abgeordnete entspannen bei klassischer Musik, ...
(Foto: dpa)
Nach der "Affäre Wulff" hat die Republik einen neuen Aufreger: Die "Sudoku-Affäre". Leidtragender ist Bundesfinanzminister Schäuble, der mitten in der Debatte über das zweite Griechenland-Hilfspaket am Montag an seinem Tablet-PC daddelt und versteckt Denksport betreibt. Allerdings nicht versteckt genug.
Die Republik schaut mit Hilfe der ARD dem Bundesfinanzminister über die Schulter. Soweit ist daran nichts Verwerfliches zu erkennen. Allerdings tut das die Sendeanstalt während der Bundestagsdebatte am Montag über das Hilfspaket für Griechenland – was sie in dieser Form nicht durfte, dabei aber Erstaunliches entdeckte. Dass es bei der Debatte um rund 130 Milliarden Euro geht, ist Wolfgang Schäuble klar. Aber der Minister hat auch noch ganz andere Zahlen im Kopf, denen er sich intensiv widmen muss: Sudoku.
Die Abgeordneten dürfen:
- Zwischenrufen und Beifall bekunden
- In Akten lesen und schreiben
- SMS verschicken und lautlos empfangen
Die Abgeordneten dürfen nicht:
- Schwatzen
- Telefonieren
- PCs benutzen
- Rauchen
- Essen
- Unwürdige Kleidung tragen, demonstrieren
- Tiere mitbringen
Die Bilder des Ministers beim Sudoku-Spiel auf seinem Tablet-PC verteidigte Schäubles Sprecher Martin Kotthaus als "kurze Ablenkung des Ressortchefs" auf der Regierungsbank. Die Aufregung und die Fragen dazu findet er "kurios", sagte er in Berlin. Kotthaus verwies darauf, dass sich Schäuble schließlich bis direkt vor der Parlamentsdebatte am Montag tagelang intensiv mit dem Thema Griechenland befasst und dafür auch Nächte durchgemacht habe.
Der Minister schien allerdings ein schlechtes Gewissen zu haben, denn er daddelte mit nur halbgeöffnetem PC, was den Kameraleuten der ARD ins Auge stach. Neben Schäuble sitzt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Auch sie lächelt über einem halbgeöffneten Hefter.
Auf die Frage, ob Schäuble in der Veröffentlichung der Szene nun einen "unangemessenen Lauschangriff" sehe, verwies der Sprecher auf die klaren Regelungen für den Bundestag. Danach ist es untersagt, dass Bildmedien persönliche Dokumente von Politikern im Plenarsaal lesbar ablichten.
Die ARD hatte die Szene kurz nach den Beschwerden aus der Bundestagsverwaltung auf ihrer Internet-Seite gelöscht, bei der "Bild" ist sie allerdings noch zu sehen. Kotthaus sagte, der Sender habe ihm telefonisch erklärt, "dass ihm der ganze Vorgang Leid" tue. Die Bundestagsverwaltung nahm dazu nicht Stellung. Lediglich Linken-Fraktionschef Gregor Gysi lästerte in der "Bild"-Zeitung: "Ich finde, dass ein Finanzminister rechnen üben muss, und hoffe auf Ergebnisse."
Quelle: ntv.de, ppo/dpa