Terroranschlag in Israel Scharon verschiebt USA-Reise
05.06.2002, 07:13 UhrNach dem Selbstmordanschlag im Norden Israels hat der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon seine für Ende der Woche geplante Reise nach Washington verschoben. Ursprünglich wollte Scharon von Freitag an unter anderem mit US-Präsident George Bush über die Lage im Nahen Osten konferieren. Nun will er erst am Samstagabend in die USA aufbrechen.
Bei dem Anschlag auf einen Linienbus nahe dem Ort Megiddo waren mindestens 18 Menschen, darunter zahlreiche Soldaten, getötet worden. 45 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zu dem Attentat bekannte sich die radikale Palästinenser-Gruppe Islamischer Dschihad.
Nach dem Anschlag rückten israelische Panzer in die palästinensische Stadt Dschenin ein. Wie aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete, stießen israelische Truppen aus drei Richtungen in die Stadt ein, zwei Kampfhubschrauber feuerten mit Maschinengewehren. Israelische Militärkreise bezeichneten den Vorstoß als "Routine-Patrouille".
Israels Marine beschoss von Schnellbooten aus Ziele im Gazastreifen. Mindestens ein Mensch wurde dabei palästinensischen Angaben zufolge getötet.
Gewaltige Detonation
Nach Augenzeugenberichten explodierte ein Auto unmittelbar hinter dem Bus an einer belebten Kreuzung nahe Megiddo nicht weit von der Grenze zum Westjordanland. Von den beiden Fahrzeugen blieb nur ein Haufen verbogener Metallteile. Durch die Wucht der Explosion wurden Leichenteile und Trümmer hunderte Meter weit über die Straße geschleudert. Rettungskräfte und Polizisten suchten die Umgebung nach weiteren Sprengsätzen ab.
Kurz nach dem Anschlag rief Ministerpräsident Ariel Scharon seine wichtigsten Minister zu einer Sondersitzung zusammen. Dies wurde als Vorzeichen für eine harte Reaktion Israels auf den Anschlag gewertet.
Die Palästinenser-Regierung von Präsident Jassir Arafat verurteilte die Tat und wies zugleich den israelischen Vorwurf zurück, sie stecke hinter dem Anschlag. Sie sei bereit, Mitglieder des Islamischen Dschihad festzunehmen.
Die große Straßenkreuzung bei Megiddo war in den vergangenen Monaten mehrfach Schauplatz palästinensischer Selbstmordanschläge. In Megiddo, nur wenige Kilometer von der grünen Grenze zum palästinensischen Westjordanland entfernt, befindet sich ein großes Gefängnis, in dem viele Palästinenser inhaftiert sind.
Der Anschlag wurde als Rückschlag für die Vorbereitungen auf eine Nahost-Friedenskonferenz gewertet. Eine solche Konferenz soll jüngsten Planungen der USA zufolge möglicherweise im Juli in der Türkei stattfinden. USA und Europäische Union verurteilten das Attentat scharf.
Quelle: ntv.de