Politik

Politkowskajas letzter Beitrag Schatten auf Moskau

In Russland ist am Donnerstag der letzte Artikel der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja erschienen, in dem die renommierte Reporterin über einen Folterfall in Tschetschenien berichtet. Politkowskaja, die am Samstag von Unbekannten erschossen worden war, hatte den Text für die Zeitung "Nowaja Gaseta" nicht mehr selbst fertig stellen können. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat in Verbindung mit der Arbeit der 48-Jährigen steht.

Geständnis unter Folter

In dem Artikel zitiert die Kritikerin der russischen Regierung von Präsident Wladimir Putin aus dem Brief eines Tschetschenen, der von Polizei-Folter mit Elektroschocks berichtet. Der Mord an Politkowskaja war international scharf verurteilt worden und hatte Zweifel an der Meinungsfreiheit in Russland genährt. Die Journalistin hatte seit längerem gemeinsam mit Menschenrechtsaktivisten hunderte Verdachtsfälle zu Misshandlungen durch Mitarbeiter der russischen und tschetschenischen Sicherheitsbehörden bekannt gemacht. In dem Artikel, an dem Politkowskaja zum Zeitpunkt ihres gewaltsamen Todes arbeitete, kommt der Tschetschene Beslan Gadajew zu Wort. Als Terrorverdächtiger seien er ins Gesicht geschlagen, gefesselt und im Büro der Vernehmungsbeamten aufgehängt worden. Dem Artikel zufolge gestand Gadajew unter Folter einen bewaffneten Angriff auf Polizisten und wartet nun im Gefängnis auf seinen Prozess. Wie Politkowskaja weiter berichtet, veranlassen die Misshandlungen hunderte junge Tschetschenen dazu, sich zu bewaffnen und sich den Rebellen anzuschließen.

Russland muss zahlen

Menschenrechtsgruppen werfen Angehörigen der russischen Armee sowie örtlichen Sicherheitskräften vor, unter dem Deckmantel der Rebellen-Bekämpfung wahllos Gewaltakte zu verüben. Am Donnerstag machte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Russland für den Tod von fünf Tschetschenen im Jahr 2000 verantwortlich. Nach dem Urteil muss der russische Staat knapp 230.000 Euro Entschädigung an die Hinterbliebenen der Erschossenen zahlen.

Quelle: ntv.de

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