Palin nachlässig durchleuchtet Schatten auf dem Parteitag
02.09.2008, 17:24 UhrDer republikanische Präsidentschaftsbewerber John McCain gerät kurz vor seiner offiziellen Nominierung wegen seiner Vizekandidatin Sarah Palin zunehmend unter Druck. Die Schwangerschaft von Palins 17-jähriger Tochter Bristol dominierte die Schlagzeilen von dem Nominierungsparteitag, der McCain weiteren Auftrieb geben sollte.
Wahlkampf-Berater McCains sprachen von einer Schmierenkampagne gegen die Gouverneurin aus Alaska, die strikte Abtreibungsgegnerin ist, als Rezept gegen Teenager-Schwangerschaften sexuelle Enthaltsamkeit empfiehlt und Aufklärungsunterricht an Schulen ablehnt.
Die USA nehmen bei Teenager-Schwangerschaften im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Im vergangenen Jahr förderte die Regierung in Washington ein Programm zur sexuellen Enthaltsamkeit mit 176 Millionen US-Dollar.
Palin nur nachlässig überprüft
Derweil gerät auch McCain ins Visier der Berichterstattung. Die "New York Times" berichtete, es gebe Hinweise, dass Palins persönlicher Hintergrund nur in aller Eile überprüft wurde, bevor McCain sie am vergangenen Freitag als seinen Vize vorstellte. McCain habe sie erst vier oder fünf Tage vor seiner Entscheidung ernsthaft in Betracht gezogen und dann erst am letzten Tag überprüfen lassen, verlautete nach Angaben der Zeitung aus Kreisen seiner Republikanischen Partei. Jetzt ist ein Team von zwölf republikanischen Anwälten in Alaska unterwegs, um Palins Vergangenheit zu durchleuchten.
Palin soll dem Blatt zufolge in den 1990er Jahren zwei Jahre lang auch in einer Partei Mitglied gewesen sein, die zeitweise für die Unabhängigkeit Alaskas eintrat. Bekannt war zum Zeitpunkt ihrer Nominierung bereits, dass der Kongress in ihrem Heimatstaat Vorwürfen nachgeht, denen zufolge sie den Chef der Behörde für öffentliche Sicherheit in Alaska aus Rachegründen entlassen haben soll. Demnach lastete sie ihm an, dass er sich weigerte, ihren ehemaligen Schwager zu feuern, der sich von Palins Schwester getrennt hatte.
Bush per Satellit
Nach einer stark gekürzten Auftaktveranstaltung am Montag wegen des Sturms "Gustav" wollten die Republikaner zu einem normaleren Programm zurückkehren. Geplant ist eine über Satellit eingespielte Videoansprache von US-Präsident George W. Bush, der seinen ursprünglich für Montag vorgesehenen Auftritt vor den 2400 Delegierten in Minneapolis-St. Paul aufgrund des Sturms abgesagt hatte. Am Mittwoch sollen McCain und Palin offiziell nominiert werden. Zum Abschluss des Parteitages am Donnerstag wird der Spitzenkandidat dann seine Antrittsrede halten.
Erwartet werden auch weitere Protestaktionen von Irakkriegs- und Regierungsgegnern. Am Montag waren etwa 10.000 Menschen auf die Straße gegangen. Dabei kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Nach Medienberichten wurden knapp 300 Demonstranten festgenommen.
Gerüchte im Internet
Palin war am vergangenen Freitag überraschend von McCain zur Nummer zwei ernannt worden. Die Schwangerschaft ihrer Tochter Bristol bestätigte die 44-jährige Gouverneurin am Montag erst, nachdem Gerüchte im Internet kursiert waren, dass Palins jüngster im Mai geborener Sohn gar nicht ihr eigenes Kind sei, sondern Bristols Baby. Palin, so hieß es weiter, habe eine eigene Schwangerschaft vorgetäuscht, um danach das Kind als ihr eigenes auszugeben.
McCain-Mitarbeiter sagten, der Kandidat sei vor der Nominierung Palins über die Schwangerschaft der Tochter informiert gewesen. Er wisse auch, dass Palins Ehemann Todd vor 22 Jahren wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden sei.
Quelle: ntv.de