Politik

"Eine peinliche Provinzposse" Schavan ist wieder Dr.

Dr. h.c. Anette Schavan - und schon bald Botschafterin Deutschlands beim Vatikan.

Dr. h.c. Anette Schavan - und schon bald Botschafterin Deutschlands beim Vatikan.

(Foto: dpa)

Aus "Dr. Anette Schavan" wird "Dr. h.c. Anette Schavan". Die Uni Lübeck verleiht der wegen Plagiatsvorwürfen zurückgetretenen Bundesbildungsministerin die Ehrendoktorwürde - eine Würde, die ihr niemand nehmen kann. Die Entscheidung ist höchst umstritten.

Die frühere Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat die Ehrendoktorwürde der Universität Lübeck erhalten. Universitätspräsident Peter Dominiak überreichte ihr die Auszeichnung beim traditionellen Jahresempfang der Hochschule. Damit würdigte die Uni Schavans Verdienste im Kampf um den Erhalt der Einrichtung.

Ihren wissenschaftlichen Doktorgrad hatte die CDU-Politikerin wegen einer Plagiats-Affäre verloren und selbst endgültig abgeschrieben. Auf ihrer Internetseite erklärt die 58-Jährige, dass sie auf Rechtsmittel gegen das Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts und damit auf den Doktorgrad verzichte. Einen anderen Doktortitel darf sie dennoch führen, wenn auch mit dem Zusatz "h.c.": Den der Universität zu Lübeck.

Für diese Entscheidung hat die Universität viel Kritik und auch hämische Kommentare einstecken müssen. Von einer Ohrfeige für das Gericht und die Universität Düsseldorf war die Rede. Die Ehrendoktorwürde war Schavan allerdings bereits im Januar 2012 zuerkannt worden. Begründung: der Einsatz der Bundesforschungsministerin für die Rettung der Hochschule im Sommer 2010. Studierende, Professoren und Lübecker Bürger hatten damals gegen Pläne der Landesregierung gekämpft, die Medizinerausbildung zu streichen. Die Rettung kam in Gestalt von Schavan, die dem Land aus Bundesmitteln 25 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für die Forschung zusagte.

"Das ist gründlich schief gegangen"

Der Partei- und Fraktionschef der schleswig-holsteinischen SPD, Ralf Stegner, sprach von einer peinlichen Provinzposse. "Mit ihrer Intervention für die Lübecker Uni im Jahr 2010 hat Frau Schavan nichts anderes versucht, als der CDU in Schleswig-Holstein aus der Patsche zu helfen", sagte er. "Das ist gründlich schief gegangen. Mit Ehre hat das alles ganz gewiss nichts zu tun." "Nicht Schavan hat die Uni gerettet, sondern die vielen Menschen, die damals auf die Straße gegangen sind und für den Erhalt protestiert haben", sagte die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Maren Janotta.

Der AStA hatte schon Anfang der Woche gefordert, dass der Akademische Senat noch einmal über die Ehrung Schavans nachdenken sollte. "Wir halten es für hochproblematisch, dass sie den Ehrendoktortitel erhalten soll, obwohl das Gericht ihre Plagiate bestätigt hat. Eine solche Entscheidung steht im Widerspruch zu der Maxime der "guten wissenschaftlichen Praxis", die im Studium vermittelt wird", sagte die AStA-Vorsitzende.

Bei der Senatssitzung am Mittwoch hatten die Studenten ihr Unbehagen noch einmal vorgetragen. Doch das Gremium, das 2013 nach der Aberkennung von Schavans Doktorgrad durch die Universität Düsseldorf noch einmal über die Ehrung diskutiert hatte, blieb bei der einstimmig gefassten Entscheidung: Annette Schavan ist neunter "Doktor h.c." der Universität zu Lübeck. Doch in den 50 Jahren ihres Bestehens ist noch keine Entscheidung so kontrovers diskutiert worden wie diese.

Auf Wiedersehen in Rom

Schavan wird die Diskussion bald vergessen haben und richtet den Blick schon jetzt nach vorn. Denn die engagierte Katholikin soll Botschafterin Deutschlands beim Vatikan werden. "Ich öffne mich für eine neue Lebensphase", sagte Schavan der "Welt". Sie könne auch wirken ohne Amt. Allerdings mit Würde, zu der ihr jetzt die Uni Lübeck verhalf.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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