Politik

Syrer protestiert in Kairo Schuh verfehlt Ahmadinedschad

Ahmadinedschads Besuch in Ägypten wurde mit Spannung erwartet.

Ahmadinedschads Besuch in Ägypten wurde mit Spannung erwartet.

(Foto: dpa)

"Ihr habt unsere Brüder getötet", ruft ein syrischer Mann in Kairo und wirft zwei Schuhe auf den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, der zum Staatsbesuch in Ägypten weilt. Der Schuh trifft nicht und der Syrer wird verhaftet.

Vier Männer sind in Ägypten wegen eines versuchten Angriffs auf den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vorübergehend festgenommen worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen handelt es sich um drei Ägypter und einen Syrer. Die Ägypter gehörten der militanten Bewegung Gamaa Islamija an, hieß es. Nach Zahlung einer Kaution seien sie wieder freigelassen worden.

Ahmadinedschad beim Besuch der Al-Hussein-Moschee.

Ahmadinedschad beim Besuch der Al-Hussein-Moschee.

(Foto: dpa)

Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie ein bärtiger Mann zweimal versucht, einen Schuh auf Ahmadinedschad zu werfen, als dieser am Dienstagabend die Al-Hussein-Moschee in Kairo besuchte. Sicherheitskräfte drängten den Präsidenten daraufhin in sein Auto.

Dabei rief er nach Informationen der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, die den Vorfall gefilmt hat: "Ihr habt unsere Brüder getötet". Der Schuh traf jedoch nicht den Präsidenten, sondern einen ägyptischen Sicherheitsmann.

Der Wurf mit einem Schuh gilt in der arabischen Welt als Ausdruck tiefster Abscheu. 2008 warf ein irakischer Journalist während einer Pressekonferenz einen Schuh auf US-Präsident George W. Bush.

Der Besuch Ahmadinedschads ist der erste eines iranischen Staatschefs in Ägypten seit der islamischen Revolution im Iran 1979. Die Regierung in Teheran hatte die Beziehungen zu Ägypten 1980 unter anderem wegen dessen Friedensvertrags mit dem iranischen Erzfeind Israel abgebrochen.

Seit der Revolution in Ägypten und der Wahl des Islamisten Mohammed Mursi zum Staatschef haben sich beide Länder wieder angenähert. Ahmadinedschad war in Kairo von Mursi mit Bruderküssen begrüßt worden. Der Iraner bot dem in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckenden Ägypten "eine große Kreditlinie" an. Iran hat selbst mit den Folgen der internationalen Sanktionen zu kämpfen, die die Staatengemeinschaft wegen des Atomstreits verhängt hat.

Gegensätzliche Positionen haben beide Staaten zur Lage in Syrien. Der Iran ist einer der wenigen Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Ägypten fordert wie andere arabische Staaten dessen Rücktritt.

Iran kann sich verteidigen

In einem Interview zeigte sich Ahmadinedschad derweil überzeugt, dass Israel sein Land nicht angreifen werde. Der ägyptischen Tageszeitung "Al-Ahram" sagte er: "Die Zionisten wollen den Iran gerne angreifen, doch es bietet sich für sie keine Gelegenheit dafür bis jetzt und auch nicht in der Zukunft." Denn den Israelis sei bekannt, dass die iranische Arme in der Lage sei, ihr Land zu verteidigen.

Der Präsident forderte die westlichen Staaten auf, ihre Strategie im Streit um das iranische Atomprogramm zu ändern. Ahmadinedschad sagte, sie sollten anerkennen, dass der Iran inzwischen ein Staat sei, der Atomkraft nutze. "Sie haben alle möglichen Methoden genutzt, um das zu verhindern, doch es hat nicht funktioniert", fügte er hinzu. Der Iran bestreitet seit Jahren beharrlich, dass sein Atomprogramm militärischen Zwecken dient.

Derweil verlautete aus Teheran, dass Berlin im Atomstreit zwischen eine Schlüsselrolle zufallen könnte. "Wir haben gute Beziehungen mit Deutschland, die wiederum haben gute Beziehungen zur EU und den USA, daher kann Berlin im Atomstreit eine größere Verantwortung übernehmen und bei der Lösung eine Schlüsselrolle spielen", sagte Außenminister Ali Akbar Salehi der amtlichen Nachrichtenagentur Irna. Salehi bezeichnete sein Treffen mit seinem deutschen Kollegen Guido Westerwelle während seines Deutschland-Besuchs als positiv und bezeichnete ihn als "sowohl rational als auch realistisch".

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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