Petraeus bei der NATO Schutz für Soldaten und Zivilisten
01.07.2010, 13:59 UhrDavid Petraeus soll die Wende in Afghanistan herbeiführen, die Zahl der getöteten Soldaten dabei aber so gering wie möglich halten. Die Einsatzregeln will er dafür aber nicht ändern.

Petraeus machte den Verbündeten seine Aufwartung.
(Foto: dpa)
Der neue Kommandeur der NATO-geführten Afghanistan-Truppe (ISAF), David Petraeus, hat Missmut unter den Soldaten eingeräumt. Es gebe bei vielen Soldaten die Sorge, dass die Einsatzregeln "zu bürokratisch" ausgelegt würden, sagte der US-General bei seinem Antrittsbesuch im NATO-Hauptquartier in Brüssel.
Nach der von Petraeus' Vorgänger Stanley McChrystal eingeführten Strategie sollen die Luftangriffe und der Einsatz von Waffen in Afghanistan auf ein Minimum beschränkt werden. Ziel ist, die Zahl ziviler Opfer zu senken. Besonders im umkämpften Süden und Osten Afghanistans sehen sich ISAF-Soldaten dadurch wachsenden Risiken ausgesetzt.
Sowohl, als auch
Die rund 120.000 ISAF-Soldaten müssten "mit allen Mitteln" geschützt werden. Eine Abkehr von den Einsatzregeln stehe nicht zur Debatte, stellte Petraeus klar. Er wolle aber für eine "gleichmäßigere Umsetzung" sorgen. Er habe die Absicht, sowohl zivile Opfer zu vermeiden als auch sicherzustellen, "dass unsere Soldaten und unsere Verbündeten mit allen Mitteln unterstützt werden, wenn sie Schwierigkeiten haben". Die Kommandeure in Afghanistan seien "fähig, beide Absichten umzusetzen". Er wolle die Einsatzregeln (Rules of Engagement) nicht ändern, wohl aber "sehr genau schauen, wie sie angewendet werden". Gegen diese Absicht habe auch Afghanistans Präsident Hamid Karsai keine Einwendungen gehabt.
Durch die neue Strategie wurde die Zahl ziviler Opfer nach seinen Angaben in den vergangenen zwölf Wochen halbiert. Konkrete Zahlen nannte Petraeus nicht. Der Juni war für die internationalen Truppen nach Angaben der unabhängigen Website icasualties.org mit bislang 100 getöteten ausländischen der blutigste Monat seit dem Einmarsch im Herbst 2001.
Erst schlimmer, dann besser
Petraeus dankte für die Unterstützung aller 28 NATO-Regierungen angesichts der "sehr schwierigen Zeiten in Afghanistan". "Da hat es zweifellos schwere Kämpfe gegeben und da hat es schwere Verluste gegeben, aber es hat in den vergangenen Wochen und Monaten auch Fortschritte in einigen Gegenden gegeben. Und wir sind entschlossen, in den kommenden Monaten weitere Fortschritte zu machen." Es gebe "keine Frage", dass die Taliban Anfang des Jahres die Initiative in Afghanistan gehabt hätten: "Wir hatten schlimme Verluste. Und es wird schlimmer, bevor es besser wird."
Der General lobte "die enorme Leistung" seines Vorgängers . Dieser war von US-Präsident Barack Obama nach abfälligen Äußerungen über US-Politiker und Militärs entlassen worden. Rasmussen sagte, die von McChrystal entwickelte Strategie bleibe gültig: "Dies war ein Wechsel in der Führung, aber kein Wechsel in der Strategie." Der "bekannte und weithin respektierte" Petraeus habe die "volle Unterstützung" der NATO-Staaten
Quelle: ntv.de, dpa/AFP