Streit um Ostsee-Pipeline Schweden will Verlegung
31.10.2007, 16:32 UhrSchweden verlangt für die geplante russisch-deutsche Gas-Pipeline durch die Ostsee eine andere Route. Wie Umweltminister Andreas Carlgren im Rundfunk sagte, erwartet seine Regierung dafür einen Vorschlag von der Betreibergesellschaft Nord Stream. Die Rohrleitung, die über 1.200 Kilometer zwischen dem russischen Wyborg und Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern geplant ist und unter anderen vor der schwedischen Ostseeinsel Gotland entlang führt, solle näher an die Küste der baltischen Länder heran. Nach bisheriger Planung führe die Trasse durch von Schweden geplante Naturschutzgebiete, sagte der Minister bei einem Zusammentreffen mit seinen Kollegen aus den Ostsee-Anrainerstaaten in Oslo. Darüber hinaus führe sie durch Gebiete, wo chemische Waffen und Minen versenkt worden seien. Carlgren: "Das geht durch einige Gebiete, die unter Umweltgesichtspunkten problematisch und riskant sind." Wenn der Antrag auf die Durchquerung schwedischer Gewässer eingehe, werde er sehr genau geprüft werden, kündigte der Minister an.
Der Sprecher von Nord Stream, Jens D. Müller, sagte am Firmensitz im schweizerischen Zug: "Wir werden die schwedischen Vorschläge konstruktiv prüfen." Es wäre aber hilfreicher gewesen, wenn sie im Februar bei Konsultationen mit allen Ostsee-Anrainern gekommen wären. Müller antwortete ausweichend auf die Frage, ob sich der für 2009 geplante Baubeginn durch die schwedische Forderung verzögern könne. Nord Stream erklärte, die ökologischen Bedenken würden in einem bis Mitte nächsten Jahres erstellten Gutachten ausgeräumt. Das Konsortium ist zu 51 Prozent im Besitz des russischen Gasmonopolisten Gazprom, je 24,5 Prozent gehören den deutschen Energieversorgern E.ON Ruhrgas und Wintershall.
Die seit einem Jahr amtierende schwedische Regierung von Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hat sich noch nicht verbindlich zu dem Projekt geäußert. Das staatliche schwedische Umweltamt verlangt eine Alternativ-Route an Land, die von Nord Stream aber abgelehnt wird. Carlgren sagte dazu, seine Regierung werde sich die Forderung des Amtes nicht zueigen machen.
Nicht nur aus ökologischen Gründen stößt das Vorhaben rund um die Ostsee auf wenig Gegenliebe: In den skandinavischen und vor allem den baltischen Staaten und Polen rief das Projekt heftige Kritik hervor, weil sie sich von den großen Nachbarn Deutschland und Russland übergangen fühlten. Die Pipeline soll die erste Gasleitung von Russland nach Westeuropa sein, die nicht über Land verläuft. Jährlich sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Pipeline gepumpt werden. Für das Projekt sind rund 5,7 Milliarden Euro veranschlagt.
Quelle: ntv.de