Taliban leisten heftigen Widerstand Schwere Kämpfe in Pakistan
18.10.2009, 15:30 UhrMit schwerem Artilleriebeschuss auf Taliban-Stellungen setzt die pakistanische Armee ihre Offensive in Süd-Waziristan fort. Die Truppen sollen erste Geländegewinne erzielt und eine erste Stadt eingenommen haben.
Die pakistanische Armee ist zu Beginn ihrer lang erwarteten Boden-Offensive gegen die Taliban auf heftigen Widerstand gestoßen. In den ersten 24 Stunden der Operation "Pfad zur Erlösung" seien 60 Extremisten und fünf Soldaten getötet worden, teilten die Streitkräfte mit. In der an Afghanistan grenzenden Region Süd-Waziristan sollen die gegnerischen Kräfte nach den Plänen des Militärs von drei Seiten in die Zange genommen werden. 28.000 Soldaten sind gegen schätzungsweise 10.000 Taliban im Einsatz, auf deren Seiten auch 1000 für ihre Härte bekannte Usbeken und einige Mitglieder der Al-Kaida kämpfen.
Als einen der ersten Erfolge meldete die Armee die Einnahme einer Taliban-Hochburg in Spinkai Raghzai, die von den Extremisten nach heftigem Beschuss durch Kampfhubschrauber geräumt worden sei. An anderen Orten stießen die Soldaten dagegen auf heftigen Widerstand. So seien beim Vorrücken der Streitkräfte in die Stadt Khaisora schwere Schießereien entbrannt. Nach zwei kurzen und für die Armee verlustreichen Offensiven 2004 hatten die Taliban ihre Verteidigungsstellungen in der Gebirgsregion gefestigt.
Luft- und Artillerieangriffe
"Die Bodenoffensive hat begonnen", sagte der für die Region zuständige Regierungsvertreter Tariq Hayat Khan am Samstag. Die Streitkräfte hatten ihren Vormarsch mit wochenlangen Luft- und Artillerieangriffen vorbereitet. Die Taliban verübten in der Woche vor dem Großangriff zahlreiche Anschläge, unter anderem auf das Hauptquartier der Armee, bei denen etwa 150 Menschen getötet wurden.
Mit demonstrativer Geschlossenheit stellten sich Regierung und Opposition hinter die Offensive, die Armeechef Ashfaq Kayani am Freitag in Islamabad erläutert hatte. Die Extremisten müssten gestoppt und die Kontrolle des Staates über Süd-Waziristan wiederhergestellt werden. Die jüngsten Angriffe der Taliban stärkten sie nur in ihrer Entschlossenheit, gegen die Extremisten vorzugehen, erklärte die Regierung.
USA machen Druck
Das atomar bewaffnete Pakistan steht unter Druck der USA entschlossener gegen die Extremisten vorzugehen, die sich nach ihrer Vertreibung aus Afghanistan in die pakistanische Nordwestregion zurückgezogen haben. Die mit der Al-Kaida verbündeten Taliban waren auf dem Vormarsch, bis die Regierung sie im Sommer aus dem Swat-Tal nordwestlich der Hauptstadt Islamabad vertrieb. Die jetzt in Süd-Waziristan gestartete Offensive könnte sich als noch größerer Härtetest für die Armee erweisen. Das US-Verteidigungsministerium sicherte zusätzliche Rüstungslieferungen zu.
Vor Beginn der Angriffe am Boden waren nach Angaben der Armee bis zu 100.000 Menschen aus der Region geflohen. Nach Schätzung der Vereinten Nationen verlassen täglich 500 Zivilisten Süd-Waziristan. Wegen erwarteter Vergeltungsangriffe der Taliban wurden landesweit die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.
Quelle: ntv.de, rts