Tödlicher Angriff in Würzburg Seehofer: Zeichen für gescheiterte Integration
30.06.2021, 04:43 Uhr
Seehofer warnt davor, die Bedrohungslage zu Verharmlosen.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Bundesinnenminister Seehofer will nach dem tödlichen Angriff in Würzburg die Integrationsbemühungen auf den Prüfstand stellen. Man könne sich nicht damit abfinden, dass ein junger Mann jahrelang in einem Obdachlosenheim lebe, ohne dass jemand hinschaue.
Bundesinnenminister Horst Seehofer sieht in der tödlichen Messerattacke von Würzburg auch ein Beispiel für gescheiterte Integration. "Wenn ein junger Mann sechs Jahre in einem Obdachlosenheim lebt, ohne dass jemand hinschaut und sich kümmert, dann kann ich mit unserer Politik nicht zufrieden sein, da fehlt es am Bewusstsein", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Noch sei die Motivlage des Täters nicht vollständig geklärt. "Wir haben Hinweise auf eine islamistische Gesinnung des Täters. Eine psychische Störung kommt offenbar dazu."
Was ihn an dem Fall am meisten beschäftige, sei die Frage, wie es sein könne, dass ein 24-jähriger Mann, der sich rechtskonform in Deutschland aufhalte, nach sechs Jahren im Land in einer Obdachlosenunterkunft lebe. "Damit können wir uns doch nicht abfinden."
Bund und Länder müssten überlegen, ob die Integrationsbemühungen verstärkt werden müssen. Seehofer warnte zugleich vor einer Bedrohungslage durch Extremismus und Terrorismus. "Ich will die Menschen nicht in Angst und Schrecken versetzen, aber wir dürfen die Gefahren auch nicht verharmlosen", sagte er. Durch Islamisten, Rechts- und Linksextremisten sowie durch die sogenannten Reichsbürger sei eine Alarmsituation gegeben. "In der Pandemie hat sich das noch verstärkt."
Der Mann hatte in der bayerischen Stadt drei Frauen mit einem Messer getötet. Sieben weitere Menschen erlitten teils lebensgefährliche Verletzungen. Ermittler halten einen islamistischen Hintergrund der Tat mittlerweile für naheliegend. Die Generalstaatsanwaltschaft München begründete dies mit den zweimaligen Ausrufen von "Allahu akbar" durch den 24-jährigen Tatverdächtigen während der Tat und einem Hinweis auf den sogenannten Dschihad nach seiner Festnahme im Krankenhaus. Handfeste Beweise wie Propagandamaterial fanden die Ermittler bisher nicht.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP