Krise in Nordirland Selbstverwaltung ausgesetzt
14.10.2002, 09:39 UhrGroßbritannien hat wie erwartet die Selbstverwaltung in der Provinz Nordirland ausgesetzt. Die Regierung in Belfast wurde ab Mitternacht (01.00 Uhr MESZ) aufgehoben. Nordirland wird nun wieder direkt von London aus verwaltet.
Es ist die bereits vierte Suspendierung der gemeinsamen Regierung pro-irischer und pro-britischer Parteien in Nordirland seit dem Friedensabkommen von 1998. London kam damit dem Auseinanderbrechen der konfessionsübergreifenden Regionalregierung zuvor.
Am Freitag hatte die radikalprotestantische Democratic Unionist Party von Pfarrer Ian Paisley ihre beiden Minister zurückgezogen. Sie protestierte damit dagegen, dass Mitarbeiter der katholischen Partei Sinn Fein verdächtigt werden, für die Terror-Organisation IRA das britische Nordirland-Ministerium ausspioniert zu haben. Für Dienstag hatte auch der protestantische Regierungschef David Trimble seinen Rücktritt angekündigt.
Keine schnelle Lösung
Trimble bekräftigte, er werde erst wieder mit Sinn Fein zusammenarbeiten, wenn sich die IRA aufgelöst habe. Sinn-Fein-Chef Gerry Adams hielt Trimble hingegen vor, es gehe ihm nur darum, eine Regierungsbeteiligung von Sinn Fein zu boykottieren.
Großbritanniens Premierminister Tony Blair und der irische Ministerpräsident äußerten sich in einer gemeinsamen Erklärung "tief traurig" über die Rückkehr zur Direktverwaltung. "Wir bleiben der vollen Umsetzung des Friedensabkommens weiter hundertprozentig verpflichtet", versicherten sie.
Aus britischen Regierungskreisen verlautete, Blair rechne damit, dass Nordirland für längere Zeit, mindestens bis zum Frühjahr, wieder von London aus verwaltet werden müsse. Eine schnelle Lösung der derzeitigen Krise sei nicht in Sicht.
Die nordirische Polizei hat wegen der Spionagevorwürfe vier Sinn Fein-Mitarbeiter festgenommen, darunter den Verwaltungschef. Sinn Fein ist der politische Flügel der Untergrundarmee IRA, die für die Vereinigung der britischen Provinz Nordirland mit der Republik Irland kämpft.
Quelle: ntv.de