Streit um Unabhängigkeit Kosovos Serbien bietet Gebietstausch an
09.07.2010, 14:12 Uhr
Derzeit sorgen im Kosovo noch europäische Truppen für Sicherheit.
(Foto: REUTERS)
Im Streit um die Unabhängigkeit des Kosovo versucht Serbien einen Kompromissvorschlag durchzusetzen. Im Gegenzug für den Norden Kosovos bietet die Regierung in Belgrad einen Teil Serbiens an der Ostgrenze an.
Zur Lösung des Konflikts um den seit zwei Jahren unabhängigen Staat Kosovo will Serbien nach einem Medienbericht einen Gebietstausch anbieten. Das berichtete die serbische Zeitung "Blic" unter Berufung auf entsprechende Bemühungen der Regierung. Danach soll der Norden Kosovos mit seiner serbischen Bevölkerungsmehrheit Serbien angegliedert werden. Im Gegenzug soll Kosovo Teile des Presevo-Tals erhalten, das im Süden Serbiens an der Ostgrenze zu Kosovo liegt. Dort stellen die Albaner mit 80 Prozent die Mehrheit.
Serbiens Präsident Boris Tadic sprach ohne nähere Einzelheiten über eine "Kompromisslösung" im Kosovo. Demgegenüber lehnte der Regierungschef des Kosovos, Hashim Thaci, jede neue Verhandlung über den staatsrechtlichen Status ab: "Das Thema ist ein für alle Mal abgeschlossen", zitierten ihn die Zeitungen in Pristina.
Suche nach Unterstützung

Auf dem Weg nach Europa: Serbiens Präsident Tadic bei EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy.
(Foto: REUTERS)
Nach Darstellung der Zeitung "Blic" will Serbien bei der EU, den USA und den UN für seinen Vorschlag Unterstützung erhalten. Die Initiative beinhalte auch, dass die mittelalterlichen serbischen Klöster im Kosovo unter international kontrollierte Verwaltung der Serbisch-Orthodoxen Kirche gestellt werden. Als Gegenleistung will Serbien Kosovo die bisher verweigerte Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen ermöglichen.
Dieser Schritt wird nach dem für Ende Juli erwarteten Urteil des Internationalen Gerichtshofes (IGH) in Den Haag erwartet. Serbien hatte bei diesem höchsten UN-Gericht Klage gegen die Selbstständigkeit seiner früheren Provinz Kosovo eingereicht. Das fast nur noch von Albanern bewohnte Kosovo ist bisher von 69 Staaten anerkannt worden. Darunter sind alle großen EU-Länder, die USA, Kanada, Japan, die Türkei und Saudi Arabien.
Im Gegensatz zu diesen serbischen Plänen will die Kosovo-Regierung auch im serbisch beherrschten Norden des Landes Einfluss gewinnen. Nach der Eröffnung des ersten Regierungsbüros sollen dort jetzt auch Gerichte die Arbeit aufnehmen, kündigte die Regierung an. Das Innenministerium will Polizeisondereinheiten in den Norden schicken, um mögliche gewaltsame Proteste der Serben zu verhindern. Die dortigen Serben erkennen Pristina nicht als Hauptstadt an und stehen nach wie vor unter dem Einfluss Belgrads.
Quelle: ntv.de, dpa