Politik

Brüderle schweigt Sexismus-Debatte ebbt nicht ab

Der Spitzenkandidat der FDP erwähnte die Vorwürfe nicht.

Der Spitzenkandidat der FDP erwähnte die Vorwürfe nicht.

(Foto: dpa)

Der designierte FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Rainer Brüderle, schweigt weiter zu den gegen ihn erhobenen Sexismus-Vorwürfen. Beim Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen FDP in Düsseldorf erwähnte der Bundestagsfraktionschef die Affäre mit keinem Wort. In der Politik und bei Twitter bleibt das Thema ein Aufreger.

Der wegen sexistischer Äußerungen in die Kritik geratenen FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat Rückendeckung von seiner Partei erhalten. "Wir begrüßen unseren Freund Rainer Brüderle, hinter dem wir stehen", sagte NRW-Landeschef Christian Lindner beim Neujahresempfang der Liberalen in Düsseldorf. Brüderle wurde bei dem Treffen mit prasselndem Applaus und "Bravo"-Rufen begrüßt. Er selbst äußerte sich weiterhin nicht zu den Vorwürfen der Journalistin des "Stern", die über Anzüglichkeiten Brüderles ihr gegenüber an einer Hotelbar geschrieben hatte.

In einer Emnid-Erhebung im Auftrag der "Bild am Sonntag" fordern neun von zehn Befragten, dass Brüderle sich entschuldigen müsse, wenn die Vorwürfe stimmten. 57 Prozent nennen den beschriebenen Vorfall skandalös, 25 Prozent bezeichnen ihn als verzeihlichen Ausrutscher. 45 Prozent halten einen Rücktritt Brüderles für angemessen.

Beschwichtigung und Unterstützung

Bundesaußenminister Guido Westerwelle, früherer Parteichef der FDP, sagte in Düsseldorf, er wisse auch aus persönlicher Erfahrung, dass es nicht leicht sei, plötzlich an der Spitze zu stehen. "Wenn man sich als Freier Demokrat an die Spitze stellt, gibt es in einigen Redaktionsstuben kein Pardon mehr", rief Westerwelle. Man dürfe es nicht durchgehen lassen, wenn "Zerrbilder" von Menschen in die Öffentlichkeit transportiert würden. Brüderle selbst ging in seiner Rede nicht auf die Affäre ein.

Auch Präsidiumsmitglied Dirk Niebel stellte sich hinter Brüderle. "Ich halte es für eine ziemliche Unverschämtheit von der Dame vom "Stern", die nach einem Jahr, nachdem sie sich belästigt gefühlt hat, dann, wenn jemand eine neue politische Funktion übernimmt, dieses Ereignis verarbeitet", sagte der Entwicklungshilfeminister im ZDF. "Das hat nichts mit gutem Journalismus zu tun." Ein Jahr zu warten und dann zu skandalisieren, spreche für sich. "Ich habe mit der Dame ein Interview, das für Mittwoch vereinbart war, abgesagt."

Darstellung offenbar richtig

Der FDP-Fraktionschef im Bundestag war erst jüngst vom Parteivorsitzenden Philipp Rösler zum Spitzenkandidaten ernannt worden. Kurz darauf erschien der Bericht des "Stern", der die Sexismus-Debatte auslöste. Zitate Brüderles ("Sie können ein Dirndl auch ausfüllen") bei der abendlichen Begegnung waren von FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Kubicki indirekt bestätigt worden. Der Beitrag enthalte nach seiner Kenntnis keine falschen Tatsachenbehauptungen.

Kubicki selbst sagte der "Bild am Sonntag", er halte Bemerkungen über die Oberweite von Frauen für "eher geschmacklos, wenn man sich nicht wirklich gut kennt". Selbst ein nächtliches Klopfen an der Hotelzimmertür einer Journalistin würde er nicht für einen Skandal halten.

Abseits vom politischen Parkett ging die Debatte im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Wochenende weiter. Seit Beginn der Diskussion erschienen dort zehntausende Tweets unter dem Hashtag #Aufschrei. Am Wochenende flossen pro Minute bis zu zehn Tweets zu dem Thema ein. An der Diskussion nehmen vor allem Frauen teil. Viele berichten von Beleidigungen und Übergriffen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen