Urteil im Engel-Prozess Sieben Jahre Haft
05.07.2002, 00:01 UhrFast sechs Jahrzehnte nach der Erschießung von 59 italienischen Gefangenen im Zweiten Weltkrieg hat das Hamburger Landgericht sein Urteil im Mord-Prozess gegen den ehemaligen SS-Offizier Friedrich Engel gesprochen. Der 93-jährige Engel wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Tatsächlich muss Engel jedoch nicht hinter Gitter. Wegen seines hohen Alters verzichtet das Gericht auf eine Inhaftierung des Verurteilten.
Der ehemalige SS-Chef von Genua wurde damit der Ermordung von 59 italienischen Geiseln im Mai 1944 für schuldig befunden. Mit dem Schuldspruch schloss sich das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft an. Die Verteidigung hatte einen Freispruch für den Angeklagten gefordert.
Der SS-Mann war zur Tatzeit im Mai 1944 Leiter das Außenkommandos des Reichssicherheitsdienstes (SD) in Genua. Die Exekutionen in der Nähe von Genua waren als Vergeltung für einen Partisanen-Anschlag auf ein deutsches Soldatenkino, bei dem fünf Soldaten getötet worden waren, befohlen worden. In dem Prozess hatten Zeugen aus Italien und Deutschland die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft untermauert.
Der Angeklagte hatte eine Schuld stets bestritten und erklärt, er habe die Erschießungen nicht angeordnet. Die Verantwortung dafür habe bei der Marine gelegen.
Engel war bereits 1999 von einem Turiner Militärgericht in Abwesenheit wegen der Ermordung von mindestens 246 italienischen Gefangenen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der ehemalige SS-Mann lebte bis zum Beginn des Prozesses Anfang Mai 56 Jahre unbehelligt in Hamburg.
Quelle: ntv.de