Politik

Gesprächen droht der Kollaps Siedler feiern Baustopp-Ende

Die Siedlung Ravava in der Nähe von Nablus.

Die Siedlung Ravava in der Nähe von Nablus.

(Foto: dpa)

Israelische Siedler können das Ende des Baustopps im Westjordanland nicht abwarten. Einige Stunden vor Ablauf der Frist legen sie bereits den Grundstein für einen Kindergarten. Den gerade erst begonnenen Friedensgesprächen mit den Palästinensern droht das Aus.

Bei der Grundsteinlegung für einen Kindergarten in Kirjat Netafim.

Bei der Grundsteinlegung für einen Kindergarten in Kirjat Netafim.

(Foto: dpa)

Israel riskiert ein Scheitern der gerade erst begonnenen Nahost-Friedensgespräche. Im Westjordanland feierten tausende jüdische Siedler das Auslaufen des zehnmonatigen Baustopps für neue Siedlungen. In der Ortschaft Kirjat Netafim legten Siedler Stunden vor dem offiziellen Ablaufen der Frist den Grundstein für den Bau eines Kindergartens. Ein Sprecher von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, es sei keine Entscheidung zu einer Verlängerung des Moratoriums geplant. Die Palästinenser drohen mit Abbruch der Verhandlungen, sollten Siedler im Westjordanland wieder anfangen zu bauen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wird am Montag in Paris zu einem Treffen mit Präsident Nicolas Sarkozy erwartet. Unter Führung der USA liefen die diplomatischen Bemühungen auf Hochtouren, um doch noch in letzter Minute einen Kompromiss zu finden. Nach Ablauf des Baustopps um Mitternacht können Siedler ohne weitere Genehmigungen mehr als 2000 neue Wohnungen und Häuser bauen. Im Westjordanland leben rund 300 000 Siedler sowie 2,4 Millionen Palästinenser.

2000 Ballons für 2000 Wohnungen

In der Ortschaft Revava ließen jüdische Demonstranten 2000 Ballons in die Luft steigen - als Symbol für die genehmigten 2000 Wohneinheiten. Die Demonstranten übten scharfe Kritik an dem auf Drängen der USA im November 2009 verhängten Baustopp. Ministerpräsident Netanjahu hatte seine Landsleute aufgefordert, jegliche Provokation der Palästinenser zu unterlassen. Bereits tagsüber rückten Siedler mit Baumaschinen und Baumaterialien an. Der offizielle Baubeginn war für Montag geplant.

Israelische Siedler feiern das Ende des Baustopps.

Israelische Siedler feiern das Ende des Baustopps.

(Foto: dpa)

Der palästinensische Unterhändler Nabil Schaath sagte dem israelischen Rundfunk, das Schicksal der drei Wochen alten Friedensgespräche liege in den Händen Netanjahus. Nur er könne die explosive Situation entschärfen, indem er eine Verlängerung des Baustopps verkünde.

Israels Führung hielt sich jedoch weitgehend bedeckt. Die wöchentliche Kabinettssitzung in Jerusalem fiel am Sonntag wegen des jüdischen Laubhüttenfests aus. Netanjahu, der am Vorabend Beratungen mit Vertrauten abgehalten hatte, wies seine Minister nach Medienberichten zum Schweigen an.

Bemühungen in den USA gehen weiter

Derweil dauerten am Wochenende internationale Bemühungen um einen Kompromiss an. Der US-Vermittler George Mitchell traf in New York mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammen. Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak und Chefunterhändler Jizchak Molcho führten am Rande der UN-Vollversammlung ebenfalls Gespräche mit US-Regierungsvertretern und Mitgliedern der Palästinenserführung.

Die Palästinenserführung in Ramallah hatte gedroht, sie wolle die zu Monatsbeginn wieder aufgenommenen Verhandlungen abbrechen, sollte Israel den Siedlungsausbau wieder aufnehmen. Bei einem Gespräch mit der arabischen Zeitung "Al-Hayat" (Sonntag) sagte Abbas jedoch, er wolle sich zunächst zu Konsultationen an die palästinensischen Institutionen und die Arabische Liga wenden, sollte der Siedlungsausbau weitergehen.

Israelische Medien berichteten von zwei möglichen Kompromisslösungen. Zum einen ist eine dreimonatige Verlängerung des Baustopps im Gespräch, um Israel und den Palästinensern mehr Zeit zu geben, sich über einen künftigen Grenzverlauf zu verständigen. Damit wäre geklärt, wo Israel bauen kann und wo nicht. Zum anderen könnte Netanjahu Abbas anbieten, dass vorerst nur in bereits existierenden großen Siedlungsblöcken wieder gebaut werden darf.

Quelle: ntv.de, dpa

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