Politik

Korruption wie in Nigeria Slowenien und Griechenland vorne weg

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(Foto: picture alliance / dpa)

In Zeiten der Wirtschaftskrise scheinen Manager besonders unter Druck zu stehen und anfällig für Korruption zu sein. Je prekärer die Lage eines Unternehmens, desto nachdrücklicher wird mit Zuwendungen und geschönten Zahlen nachgeholfen. In einigen EU-Ländern laufen 90 Prozent aller Geschäfte nur durch Korruption.

Korruption ist in der europäischen Wirtschaft immer noch weit verbreitet. Einer Umfrage zufolge geben 39 Prozent der Manager an, dass Bestechung in ihrem Land an der Tagesordnung ist. Dabei schneiden Slowenien, die Ukraine und Griechenland am schlechtesten ab, wie aus einer Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young hervorgeht. Dort sind fast alle befragten Manager der Ansicht, dass Korruption üblich ist.

Im Falle Sloweniens sind es 96 Prozent, in Griechenland noch 84 Prozent. Sie liegen damit auf dem Niveau von afrikanischen Ländern wie Kenia und Nigeria. Deutschland liegt mit 30 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt.

"Am wenigsten verbreitet ist Korruption aber in der Schweiz." Hier geben nur zehn Prozent der Befragten an, dass Bestechung in ihrem Wirtschaftsleben gängig ist. Auch in Skandinavien ist die Lage besser. Finnland und Schweden liegen bei jeweils zwölf Prozent, Norwegen bei 17 Prozent.

Aufträge könnten verloren gehen

"In vielen Märkten ist die Zahlung von Schmiergeldern nach wie vor üblich", berichtet Stefan Heißner von Ernst & Young. "Die Manager international agierender Konzerne stehen in solchen Ländern vor erheblichen Herausforderungen: Wenn sie sich an die geltenden Regeln und Gesetze halten, entgeht ihnen Geschäft – mit der Folge, dass sie womöglich ihre Umsatzziele verfehlen." Heißner räumt ein: "Es tut weh, einen Auftrag nicht zu erhalten, weil man nicht zu illegalen Zahlungen bereit ist. Da braucht es glasklare unternehmensinterne Vorgaben, deren Einhaltung tatsächlich ständig überprüft werden, um zu verhindern, dass Mitarbeiter der Versuchung erliegen, dem Erfolg mit Schmiergeldzahlungen nachzuhelfen."

Heißner betonte, dass viele deutsche Unternehmen in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen haben, Korruption im eigenen Haus zu verhindern. In der Befragung gaben 64 Prozent der deutschen Manager an, das gehobene Management habe ein klares Bekenntnis zu Antibestechungsrichtlinien abgegeben. In Westeuropa insgesamt sind es nur 49 Prozent. Von klaren Strafen bei Verstößen berichteten 49 Prozent in Deutschland, 46 Prozent in ganz Westeuropa. Tatsächlich vorgegangen gegen Mitarbeiter, die Regeln verletzten, wurde bei 32 Prozent der Befragten in Deutschland und bei 29 Prozent im westeuropäischen Durchschnitt.

Ernst & Young hat für die Studie in 36 Ländern zusammen knapp 3500 Top-Manager befragt, darunter Finanzvorstände, Compliance-Experten und Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung. Die Wirtschaftskrise in vielen Ländern Europas verschärfe die Situation, weil die Unternehmen trotzdem unter Druck stünden, mit Umsatz- und Gewinnzuwächsen zu glänzen, sagte Heißner. Daher könnten sich viele Manager vorstellen, in Notfall-Situationen dem Geschäftserfolg mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen.

Die Bekämpfung von Korruption bleibe eine wichtige Aufgabe für die Unternehmenslenker, so Heißner: "Nach unserer Erfahrung ist das Problem der Korruption auch in deutschen Unternehmen noch lange nicht vom Tisch."

Quelle: ntv.de, ppo/rts

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