Gibt Whistleblower den Russen Informationen? Snowden-Vertrauter verteidigt Asylgesuch
03.08.2013, 16:15 Uhr
Am 1. August nahm Russland Snowden auf.
(Foto: REUTERS)
Warum sucht der Informant Edward Snowden ausgerechnet in Ländern Asyl, die große Menschenrechtsprobleme haben? Dass er nun in Russland sei, liege an den USA, sagt sein Vertrauter Glenn Greenwald. Die hätten ihm schließlich keine andere Wahl gelassen. Endgültig Schluss sei mit den Enthüllungen aber noch lange nicht.
Der Enthüllungsjournalist und Vertraute von Edward Snowden, Glenn Greenwald, ist überzeugt davon, dass der US-Whistleblower seine Kenntnisse nicht mit dem russischen Geheimdienst teilt. Er sei "erschüttert" über derartige Spekulationen von US-Medien, sagte Greenwald in einem Interview des Senders MSNBC.
6. Juni: Die Zeitungen "The Guardian" und "Washington Post" decken die Existenz von Prism auf. Später wird bekannt, dass die Internet-Überwachungsmöglichkeiten der US-Geheimdienste offenbar noch umfangreicher sind als zunächst angenommen.
9. Juni: Der nach Hongkong geflohene Edward Snowden gibt sich als Quelle der Enthüllungen zu erkennen.
21. Juni: Die US-Regierung beschuldigt Snowden unter anderem der Spionage.
23. Juni: Snowden, reist nach Moskau. Sein Reisepass wird von den US-Behörden für ungültig erklärt. Er sitzt daraufhin im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo fest.
5. Juli: Nicaragua, Venezuela und Bolivien erklären sich bereit, Snowden aufzunehmen. Vom Flughafen kommt er aber immer noch nicht weg.
16. Juli: Snowden beantragt vorübergehendes Asyl in Russland.
1. August: Russland gewährt dem 30-Jährige vorerst ein Jahr Asyl. Snowden verlässt den Flughafen.
hah/AFP
Der in Russland untergetauchte Snowden habe mit seinen Enthüllungen über massive Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA auf Transparenz abgezielt, unterstrich Greenwald. Snowden habe eine öffentliche Diskussion über die Überwachungspraktiken anstoßen wollen.
"Er hat sein bisheriges Leben nicht aufgegeben, um der russischen und der chinesischen Regierung dabei zu helfen, ihre Überwachungssysteme zu verbessern", sagte Greenwald. "Es gibt keine Beweise, dass er ihnen irgendetwas gegeben hat und er besteht auch darauf, dass er dies nicht getan hat."
Angesichts von Snowdens bisherigem Handeln, wäre er extrem schockiert, wenn der Comptuerspezialist bereit wäre, irgendeine Regierung bei einer besseren Überwachung ihrer Bürger zu unterstützen, sagte Greenwald. Er glaube auch nicht, dass Snowden Daten gestohlen worden sein könnten - etwa während seines Aufenthalts in Hongkong. Der Experte nutze sehr sichere Verschlüsselungstechnologien.
"Snowden geht es sehr gut"
Greenwald bekräftigte, dass es dem 30-Jährigen, der vorläufig Asyl in Russland erhalten hat, "sehr gut" gehe. MSNBC zufolge hält er sich bei einer nach Moskau ausgewanderten amerikanischen Familie auf und freut sich darauf, die russische Sprache zu lernen.
Greenwald betonte jedoch, dass Snowden weder freiwillig in Russland sei, noch weil er es für ein makelloses Land halte. Die USA hätten ihn gezwungen, dort zu bleiben, als sie seinen Pass für ungültig erklärten. Es sei unbestritten, dass es große Menschenrechtsprobleme in Russland gebe.
Snowden sei sehr glücklich, dass er dem Zugriff der US-Regierung nun entgangen sei und nicht die Verfolgung ertragen müsse, unter der andere Whistleblower zu leiden hätten, erläuterte Greenwald. Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter das Risiko, dass dies sein Leben mit den Enthüllungen radikal ändern würde, ganz bewusst in Kauf genommen. Er habe ein sehr angenehmes und erfüllendes Leben aufgegeben, um Transparenz zu schaffen.
Greenwald kündigte zudem noch weitere Enthüllungen an. Es gebe noch sehr viele Dokumente, sagte er. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Eben werde noch viel mehr ausgespäht, als bislang bekannt. Nicht mal der US-Kongress wisse darüber Bescheid.
Quelle: ntv.de, hah/dpa