Vater verhandelt mit Justizministerium Snowden kehrt womöglich in die USA zurück
28.06.2013, 14:52 Uhr
Edward Snowden ist einer der meistgesuchten Männer der Welt.
(Foto: AP)
Für Edward Snowden geht es nicht vor und nicht zurück. Er sitzt auf dem Moskauer Flughafen, wartet auf seine Ausreise in ein Asylland. Snowdens Vater arbeitet in der Heimat derweil an einer anderen Lösung: Er will Bedingungen dafür aushandeln, dass sein Sohn wieder in die USA zurückkehren kann.
Edward Snowden ist nach den Worten seines Vaters unter bestimmten Bedingungen zur Rückkehr in die USA bereit. Wenn sein Sohn bis zum Beginn eines Prozesses nicht ins Gefängnis müsse und den Gerichtsort selbst wählen könne, sei er zuversichtlich, dass sich der 30-Jährige den US-Behörden stellen werde, sagte Snowdens Vater dem Fernsehsender NBC. Offenbar will sich Snowdens Vater noch im Laufe des Tages schriftlich an US-Justizminister Eric Holder wenden, um ihn über die Bedingungen seines Sohnes zu informieren.
Zugleich äußerte Snowdens Vater die Sorge, sein Sohn werde von anderen Personen, darunter Mitgliedern von Wikileaks, manipuliert. Die Enthüllungsplattform unterstützt den Computer-Experten nach eigenen Angaben bei dessen Flucht.
Russland nimmt Snowden nicht fest
Der flüchtige Ex-Mitarbeiter des Geheimdienstes NSA hält sich nach offiziellen russischen Angaben seit Sonntag im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo auf und bemüht sich um politisches Asyl in Ecuador. Vor seinem Flug nach Russland war Snowden nach Hongkong geflohen.
Derweil werden die diplomatischen Gräben zwischen den USA und Russland tiefer. Moskau wirft Washington vor, die russischen Behörden zu spät darüber informiert zu haben, dass der Reisepass Snowdens ungültig gemacht wurde. Damit hätten die US-Behörden Russland "bewusst in eine Zwickmühle gebracht", sagte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Interfax. Hätten die russischen Behörden von dem ungültigen Pass gewusst, "wäre Herr Snowden vermutlich nicht nach Moskau geflogen, und diese ganze Sache wäre nie passiert".
Russland werde demnach Snowden weiterhin nicht festnehmen. Der 30-Jährige sei weder offiziell nach Russland eingereist, noch habe er gegen russische Gesetze verstoßen, sagte der Regierungsvertreter. "Er muss nun wohl so lange im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo bleiben, bis er gültige Dokumente besitzt."
Schwere Vorwürfe gegen Hongkong
Auch gegen Hongkong gibt es Vorwürfe aus den USA. Der US-Generalkonsul in Hongkong warf der Stadtregierung vor, die Behörden seien bei der Prüfung des Auslieferungsgesuchs nicht guten Willens gewesen, sagte Stephen Young. Die Erklärung Hongkongs, wonach das Gesuch voller rechtlicher Fehler gewesen sei, so dass es keine Grundlage für eine Auslieferung Snowdens bot, wies Young verärgert zurück.
Snowden war am 20. Mai nach Hongkong gereist und hatte von dort an mehrere Zeitungen Dokumente zu geheimen NSA-Programmen zur Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation geschickt. Trotz eines US-Auslieferungsgesuchs ließ Hongkong Snowden später nach Moskau ausreisen. Young, der Ende Juli seinen Posten in Hongkong verlässt, sagte, der Umgang Hongkongs mit dem Fall habe "einen bitteren Geschmack" bei US-Politikern hinterlassen und für Misstrauen gesorgt, das so leicht nicht zu überwinden sei.
Derweil wurde bekannt, dass Snowden mit Chatroom-Äußerungen einst die Schweiz schlecht gemacht haben soll. Die Eidgenossen seien "alles Rassisten" und würden meist schwul aussehen, heißt es in einem Chat-Protokoll des Anwenders "TheTrueHOOHA". Dieser Account wird vom US-Portal "Ars Technica" Snowden zugeordnet. Die Kommentare habe Snowden in seiner Zeit als CIA-Agent bei der Genfer UN-Mission der USA zwischen 2007 und 2009 geschrieben.
"Snowden motzt über die Schweiz", schrieb nun die Zeitung "Blick". Demnach wetterte der damals 23-Jährige unter anderem darüber, dass Schweizer Frauen oft hässlich, die Straßen zu schmal und die Gaststätten viel zu teuer seien. Bemerkenswert ist, dass "TheTrueHOOHA" im Chatroom von "Ars Technica" auch über einen Whistleblower wetterte, der geheime Informationen an die "New York Times" weitergeben hatte: "Diesen Leuten sollte man in die Hoden schießen". Die Schweizer Regierung verlangt derweil von den USA Aufklärung über Snowdens Aktivitäten in Genf.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP