Politik

Barbaren oder Retter? So denkt die arabische Welt über Obamas Syrien-Pläne

Ein Palästinenser demonstriert für den Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah und den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Ein Palästinenser demonstriert für den Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah und den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

(Foto: Reuters)

"Wir warten auf die Barbaren" schreibt eine Zeitung aus dem Libanon über den wohl bevorstehenden Angriff der USA auf Syrien. Viele arabische Kommentatoren finden die Vorstellung unerträglich, dass der Westen sich im Nahen Osten einmischt. Und trotzdem gibt es auch Befürworter.

Die internationale Gemeinschaft ist sich nicht einig, ob ein Militärschlag gegen Syrien eine angemessene Antwort auf den Einsatz von Giftgas ist. Vor allem Russland und die USA streiten darüber. Und auch die arabische Welt ist gespalten. Eine kleine Presseschau aus dem Nahen Osten:

LIBANON: In dem Nachbarland Syriens verläuft ein tiefer Graben zwischen denen, die Assad brauchen und denen, die ihn zum Teufel jagen wollen. Die liberale, anti-syrische Zeitung "al-Nahar" geht fest von einem Angriff auf das Regime in Damaskus aus und fragt sich: "Wie müssen wir uns darauf jetzt vorbereiten?" In dem Blatt fordert ein Militär-Experte, der Libanon solle den Notstand ausrufen. Er rechnet damit, dass Assad-Anhänger im Libanon gewaltsame Proteste organisieren und westliche Einrichtungen im Land angreifen wollen. Vor allem aber müsse sich der Libanon auf eine Flüchtlingskatastrophe einstellen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stelle. Ganz anders hören sich die Kommentare in der Zeitung "Al-Akhbar" an, die als Hisbollah-nah gilt: "Wir warten auf die Barbaren!", lautet eine Überschrift. Der Finger sei längst am Abzug, man warte nur noch auf den ersten Schuss, dann würde der große Krieg im Nahen Osten toben. Zynisch fragt die Zeitung, warum nun ausgerechnet unter Obama die "Barbaren" zurück auf arabischen Boden kehrten (nach dem Abzug aus dem Irak). Das Blatt "Al-Balad" zeigt die Flagge der Hisbollah und schreibt: "Die Widerstandsgruppe wird nicht träge daneben stehen", wenn die USA sich zum Eingreifen in Syrien entscheiden. Die Zeitung warnt: "Was dann passiert, ist unvorhersehbar, denn jeder Akt der Aggression wird zur rechten Zeit und auf rechte Art und Weise erwidert".

KATAR: Die Haltung ist klar – pro Obama, pro USA. Der Golfstaat will sich als diplomatische Macht im Nahen Osten etablieren und seinen Einfluss in der Region stärken. Die Zeitung "al-Watan" titelt: "Die Welt hat die Verantwortung, die Menschen in Syrien zu schützen!" Weiter heißt es: "Katar verurteilt erneut den Einsatz von Chemiewaffen gegen unschuldige Menschen sowie die Tötungen, Zerstörungen und den Massenmord im Land."

SAUDI-ARABIEN: "Es ist nicht leicht zu akzeptieren, dass in einem arabischen Land fremde Mächte einschreiten", schreibt die Zeitung "Al-Youm". Doch sie sieht nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Intervention von außen oder aber "das Fortbestehen des Regimes mit seiner Brutalität, dem Töten von Kindern und Frauen sowie Massaker an Zivilisten". Das Fazit des Blattes: Auch, wenn es für die Araber schmerzhaft sei, wenn der Westen in Syrien eingreift, es läge allein in der Verantwortung des Regimes in Damaskus, "das Ungerechtigkeit, Tyrannei und Aggression verbreite".

Quelle: ntv.de

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