Politik

Was Deutsche jetzt denken So kam das TV-Duell an

Satte 17,63 Millionen Zuschauer sahen sich das TV-Duell an.

Satte 17,63 Millionen Zuschauer sahen sich das TV-Duell an.

(Foto: REUTERS)

Das TV-Duell tut SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück den Umfragen zufolge gut. Schaden genommen hat Kanzlerin Merkel dennoch nicht. Die meisten Forscher ermitteln ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Bewertung der Fernsehdiskussion. Doch auf einigen Feldern kann Steinbrück überraschend Boden gutmachen.

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Hat das TV-Duell Ihre Wahlentscheidung beeinflusst?

TV-Duelle im Fernsehen verlaufen anders als im Wilden Westen. Am Ende ist keiner tot – noch nicht einmal Schaden muss entstanden sein. So war es auch diesmal beim einzigen Schlagabtausch der Spitzenpolitiker vor der Bundestagswahl. Einige sehen Kanzlerin Angela Merkel vorn, andere Herausforderer Peer Steinbrück. Doch ein genauer Blick auf die Zahlen lohnt sich.

Bei den Lesern von n-tv.de hat Kanzlerin Merkel die Nase knapp vorn: Bis Montagvormittag stimmten rund 16.000 Menschen ab. 51 Prozent sprechen sich für die CDU-Chefin aus – ein Kantersieg geht anders. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, spiegelt also nicht zwangsläufig die Meinung der Durchschnittsbevölkerung wider.

Repräsentativ hingegen ist die Forsa-Umfrage für RTL. Auch in dieser kleinen Studie siegt die Kanzlerin. Doch einen klaren Sieger gibt es nicht. 44 Prozent sprachen sich für Merkel aus, aber gut 43 Prozent für Steinbrück. Die restlichen Befragten nennen keinen klaren Favoriten. Etwas eindeutiger geht es in der Online-Abstimmung von RTL zu. Hier waren knapp 54 Prozent für Merkel und 46 Prozent für Steinbrück. Dieses Resultat ist aber wiederum nicht repräsentativ.

Steinbrück gewinnt die Unentschlossenen

Die Meinungsforscher von Infratest dimap ermittelten für die ARD ein exakt gegenteiliges Ergebnis: 49 Prozent fanden den SPD-Kandidaten überzeugender, für Merkel votierten 44 Prozent. Der Rest der Befragten war unentschlossen. Könnte man den Kanzler direkt wählen, würden nach dem Duell 45 Prozent für Steinbrück und 48 Prozent für Merkel stimmen. Vorher hätten sich nur 28 Prozent für ein Kreuz bei Steinbrück durchgerungen – ein sattes Plus von 17 Prozentpunkten.

Besonders erfreulich für Steinbrück: Von den Wahlberechtigten, die bislang noch keinen Favoriten hatten, konnte er sogar 54 Prozent überzeugen. Merkel kam hier nur auf 35 Prozent. Immerhin jeder zehnte Zuschauer veränderte laut Infratest seine Wahlentscheidung aufgrund des Duells.

Dafür siegte die Kanzlerin bei einigen persönlichen Werten: Die Zuschauer halten sie nun für sympathischer (52 zu 32 Prozent), glaubwürdiger (45 zu 41 Prozent) und kompetenter (47 zu 40 Prozent). Steinbrück hingegen war für 88 Prozent der angriffslustigere Diskutant – was für einen Herausforderer allerdings beinahe selbstverständlich ist. Doch auch die besseren Argumente hatte er nach Meinung der Befragten auf seiner Seite.

Merkel büßt etwas an Beliebtheit ein

Bei der Forschungsgruppe Wahlen ging hingegen Kanzlerin Merkel als Siegerin aus dem Fernsehstudio. Im Auftrag des ZDF ermittelten die Forscher, dass 40 Prozent der Zuschauer von Merkel und 33 Prozent von Steinbrück überzeugt waren. Die übrigen 27 Prozent sahen beide auf dem gleichen Level. Immerhin fanden 37 Prozent der noch unentschlossenen Wähler Steinbrück besser, knapp dahinter folgt Merkel mit 35 Prozent. Die Umfrage ist repräsentativ für den politikinteressierten Teil der Bevölkerung.

Immerhin gewannen laut Forschungsgruppe Wahlen 44 Prozent der Zuschauer einen besseren Eindruck von Steinbrück. Der Auftritt kann sich also durchaus langfristig auch positiv auf dessen Beliebtheitswerte auswirken. Dieses Ergebnis schlägt sich auch direkt in einer anderen Antwort nieder. "Wen würden Sie direkt zum Kanzler wählen?", fragten auch hier die Forscher. Vor der Sendung waren noch 63 Prozent für Merkel – nach der Sendung sind es nur noch 57 Prozent.

Knapp ging das Duell für die Zuschauer von ProSieben aus. In seiner Talkshow "Absolute Mehrheit" ließ Stefan Raab über den Sieger abstimmen. Steinbrück siegte mit hauchdünnem Vorsprung von 50,3 Prozent der Stimmen und sicherte sich den Gewinn von 300.000 Euro. Auch dieses Ergebnis ist nicht repräsentativ. Interessant ist, wie aktiv Zuschauer das Duell in sozialen Netzwerken kommentierten und auch danach noch kommentieren. Unter dem Hashtag #TVDuell liefen allein auf Twitter bis Montagvormittag mehr als 220.000 Kurzbotschaften. Die meisten Tweets, nämlich mehr als ein Viertel, drehte sich um #Merkel. Die Hälfte der Fernsehzuschauer entschied sich für das Rededuell. 17,63 Millionen waren es insgesamt - und damit rund drei Millionen mehr als vor vier Jahren.

Viele Informationen zur Bundestagswahl am 22. September finden Sie auch auf den Wahlseiten von n-tv.de.

Quelle: ntv.de

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