Seit 18 Uhr im Live-Ticker auf n-tv.de So läuft das TV-Duell
01.09.2013, 12:31 Uhr
(Foto: dpa)
Einige Millionen Deutsche wollen ihre Wahlentscheidung vom Ausgang des Kanzler-Duells im Fernsehen abhängig machen. Wenn die politische Stimmung im Land noch kippen sollte, dann an diesem Abend, der bis ins Detail durchgeplant ist.
Seit Wochen zeigen die Wahlumfragen ein sehr einheitliches Bild von der Bundestagwahl: Gut 40 Prozent der Wähler werden sich für CDU oder CSU entscheiden, dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt, scheint so gut wie sicher. Doch so klar, wie ihr Sieg derzeit erscheint, ist er nicht. Etwa jeder dritte Wahlberechtigte hat sich noch nicht entschieden, wen er wählen möchte.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum das TV-Duell an diesem Sonntag auf so großes Interesse stößt: Etwa jeder zweite Deutsche will es sich ansehen. Fast jeder dritte will seine Wahlentscheidung auch von dieser Sendung abhängig machen.
RTL und andere Sender beginnen um 20.15 Uhr mit einem Countdown zur Sendung, um 20.30 Uhr geht es los. n-tv.de kommentiert seit 18 Uhr in einem Liveticker und auf Twitter. Welche Fragen gestellt werden, ist noch geheim, alles andere erfahren Sie hier:
Themen: Die Moderatoren werden sich bemühen, die Bereiche anzusprechen, die für die Wähler wichtig sind. Gegliedert werden die Fragen in "Aktuelles", "Arbeit und Soziales", "Geld und Finanzen" und "Sicherheit". Bei "Aktuelles" wird es wohl nicht anders gehen, als dass auch die NSA-Überwachungsaffäre und die Lage in Syrien angesprochen werden. Außerdem soll es einen fünften Frageblock geben, dessen Thema noch geheim ist.
Regeln: Wie die Fragerunde abläuft, haben nicht die Sender, sondern Angela Merkel und Peer Steinbrück selbst bestimmt. Ein Vertrag zwischen beiden Seiten regelt etwa, wo und wie die Rednerpulte aufgebaut sind, aus welchen Winkeln gefilmt wird und wie das Studio gestaltet ist. Beide Kontrahenten dürfen Stift und Papier mitbringen, um sich Dinge zu notieren. Andere Hilfsmittel sind verboten. Keiner von beiden soll in dieser Zeit eine größere Bühne geboten bekommen als der andere. Darum wird die Redezeit gestoppt und immer wieder eingeblendet. Laut Vertrag darf sie am Ende nur um 60 Sekunden abweichen.
Ablauf: Dauern wird das Duell 90 Minuten. Zu jedem Themenblock bekommen die Duellanten eine Einstiegsfrage, die für beide gleich ist. Bei der Beantwortung werden sie nicht unterbrochen. Die allererste Frage bekommt Steinbrück, dafür hat Angela Merkel das letzte Wort bei den Schlussstatements. Das wurde per Los entschieden. Keine Antwort und kein Schlussstatement darf länger als 90 Sekunden sein.
Moderatoren: Das Duell wird von den beiden großen Privatsendern und den beiden großen öffentlich-rechtlichen Sendern gemeinsam veranstaltet. Für RTL stellt Chefredakteur Peter Kloeppel die Fragen, ProSieben wird von Stefan Raab vertreten, von der ARD kommt Anne Will und vom ZDF Maybrit Illner. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, diese wichtigste politische Sendung des Jahres moderieren zu dürfen", sagt Kloeppel. Dass es mehr Moderatoren als Gäste in einer Sendung gibt, ist eigentlich sehr ungewöhnlich. Allerdings soll kein Sender benachteiligt werden.
Regie: Für Schnitte und Kamerafahrten ist der erfahrene TV-Regisseur Volker Weicker zuständig, der schon für alle vier übertragenden Sender gearbeitet hat und für viele Live-Events verantwortlich war. Dass er den beiden Kontrahenten mit seinen Entscheidungen Vor- und Nachteile verschaffen kann, weiß er. "Wenn sich jemand an der Nase kratzt und ich dies extra ins Bild setze, wird genau diese Geste am nächsten Tag Gesprächsthema sein", sagte er der "Welt". Die starren Regeln, die für Fragen und Antworten gelten, will er sich aber nicht überstülpen lassen. Wie er das Bild führe, entscheide er "aus dem Bauch heraus".
Geschichte: Die ersten deutschen TV-Duelle zwischen zwei Kanzlerkandidaten gab es vor der Bundestagswahl 2002, als Edmund Stoiber den Amtsinhaber Gerhard Schröder herausforderte. Zuerst traten sie bei den Privatsendern, in einer zweiten Sendung bei den öffentlich-rechtlichen an. 2005 gab es nur ein Duell zwischen Schröder und der neuen Herausforderin Merkel. Auch 2009, als Merkel gegen Frank-Walter Steinmeier antrat, gab es nur eine Sendung. Abgesehen davon, dass es zunächst zwei Termine gab, hat sich die Form der Duelle seit 2002 kaum verändert, die grundsätzlichen Absprachen sind dieselben. Vorbild für die deutschen Duelle war der Wahlkampf in den USA, wo es seit Jahrzehnten TV-Duelle gibt. Dort treffen die Kandidaten allerdings mehrfach und vor Publikum aufeinander.
Favorit: Klassischerweise sieht jedes politische Lager die besseren Chancen beim eigenen Kandidaten. Beide sind in der freien Rede sehr routiniert. Die Stärke von Steinbrück ist die rhetorische Schärfe. Er formuliert präzise, findet eingängige Metaphern und erlaubt sich Scherze. Die SPD hofft darauf, dass sich Merkel im Duell in Fragen festlegen muss, die sie bislang umschiffte. Doch Merkel wirkt auf viele Menschen sympathischer, gerade weil sie nicht so aggressiv auftritt. Sie wird versuchen, ruhig und ausgeruht ihre Politik zu erklären. Bislang ist sie damit sehr gut angekommen.
Quelle: ntv.de, che