Politik

"Ich bin der Präsident" "Sondereinsatz" gegen Bakijew

Nach dem blutigen Volksaufstand in Kirgistan droht die neue Führung des Landes mit einem Spezialeinsatz gegen den gestürzten Präsidenten. Da Bakijew sich nicht stellen will, befürchten Beobachter einen Bürgerkrieg zwischen den Gefolgsleuten des Ex-Präsidenten und den Anhängern der Übergangsregierung. Bakijew sammelt unterdessen im Süden des Landes bewaffnete Truppen um sich.

"Hände weg vom legitimen Präsidenten": Bakijew spricht vor seinen Anhängern.

"Hände weg vom legitimen Präsidenten": Bakijew spricht vor seinen Anhängern.

(Foto: dpa)

Nach dem gewaltsamen Umsturz in Kirgistan plant die Übergangsregierung einen "Sondereinsatz" gegen den geflohenen Präsidenten Kurmanbek Bakijew. "Wir hoffen, dass wir ihn ohne den Tod von Zivilisten ausführen können", sagte Vize-Regierungschef Almas Atambajew. Bakijew verstecke sich allerdings hinter einem menschlichen Schutzschild. Nähere Angaben machten Atambajew wie auch andere Mitglieder der Übergangregierung nicht.

Generalstaatsanwalt Bajtmemir Ibrajew zufolge werden die notwendigen Schritte für einen "Sondereinsatz" eingeleitet. Da Bakijew sich den neuen Behörden nicht freiwillig stellen will, befürchten Beobachter in der Hauptstadt einen Bürgerkrieg zwischen den Gefolgsleuten des Ex-Präsidenten und den Anhängern der Übergangsregierung unter Rosa Otunbajewa.

Bakijew sammelt Truppen und warnt

Der vor einer Woche gestürzte Bakijew sammelt nach Angaben des Geheimdienstes im Süden des Landes, wo die Familie des Präsidenten einen einflussreichen Clan hat, bewaffnete Truppen. Im Norden, wo auch die Hauptstadt Bischkek liegt, versucht die Regierung, mit internationaler Hilfe, unter anderem der USA und Russlands, für Stabilität zu sorgen. Otunbajewa sagte in Bischkek, dass es nun darum gehe, ein neues Blutvergießen zu vermeiden.

Im Süden des Landes hat die Familie Bakijew einen einflussreichen Clan.

Im Süden des Landes hat die Familie Bakijew einen einflussreichen Clan.

(Foto: dpa)

Der gestürzte Präsident warnte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Flucht aus Bischkek vor einer Eskalation. "Lasst sie versuchen, mich festzunehmen. Lasst sie versuchen, mich zu töten", sagte Bakijew nach einer Kundgebung mit mindestens 2000 Anhängern in seinem Heimatort Tejjit. "Ich glaube, das wird zu einem nicht zu rechtfertigenden Blutvergießen führen." Zugleich kündigte er für Dienstag Demonstrationen seiner Unterstützer im Süden des Landes an.

Bereit zu Gesprächen mit den "Banditen"

"Ich bin der Präsident und niemand kann mich absetzen", rief Bakijew seinen Anhängern in einer 25-minütigen Rede zu. Wiederholt wurde er dabei von Sprechchören und lautem Applaus unterbrochen. Vor Reporten fügte Bakijew hinzu, im Gegensatz zur Übergangregierung habe er noch keine Gespräche mit ausländischen Regierungen geführt, weil ihnen sein genauer Aufenthaltsort nicht bekannt gewesen sei. Daher sei es ihnen nicht möglich gewesen, ihn zu kontaktieren.

Zugleich bekräftigte Bakijew seine Bereitschaft zu Gesprächen mit der selbst ernannten Regierung, deren Legitimation er jedoch nicht anerkenne. "Ich nenne sie nur Banditen. Es ist eine Fehlbezeichnung, sie die Opposition zu nennen", sagte Bakijew. Am Wochenende hatte er die Vereinten Nationen aufgerufen, mit Friedenstruppen die Sicherheit in Kirgistan zu gewährleisten.

In Bischkek nimmt man unterdessen Abschied von den Opfern des Aufstands.

In Bischkek nimmt man unterdessen Abschied von den Opfern des Aufstands.

(Foto: dpa)

In der Ex-Sowjetrepublik an der Grenze zu China waren bei dem Volksaufstand in der vergangenen Woche mindestens 81 Menschen getötet und mehr als 1600 verletzt worden. Der 60-jährige Bakijew wurde nach fünf Jahren an der Macht von der Opposition gestürzt und flüchtete in seine Heimatregion Dschalalabad. Moskau hatte 150 Soldaten nach Kirgistan entsandt, die dort zunächst in Kant einen russischen Militärstützpunkt schützen sollen. In Otunbajewas Umfeld gab es erste Vorschläge, die russischen Soldaten als Friedenstruppen einzusetzen, sollte es zu einem Bürgerkrieg zwischen dem Norden und Süden des Landes kommen. Viele Kirgisen lehnen dies ab.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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