"Iran muss kontrolliert werden" Sorge um atomaren Wettlauf
20.05.2008, 14:23 UhrMit seinem Atomprogramm könnte der Iran nach Ansicht internationaler Experten einen Wettlauf zahlreicher Staaten im Nahen Osten zur Erlangung von Nuklearwaffen auslösen. Die Gefahr der Ausbreitung von Atomwaffen in der Region bestehe zwar "nicht unmittelbar", jedoch sei sie "real", warnte das Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) in London.
Wenn Teherans Nuklearprogramm unkontrolliert bleibe, könnte dies andere Staaten der Region dazu animieren, ähnliche Forschungen voranzutreiben, heißt es in einer vom IISS vorgelegten Studie mit dem Titel "Nuklearprogramme im Nahen Osten im Schatten des Irans".
Das Institut verweist auch darauf, dass Israel als "de facto Nuklearwaffenstaat" Regierungen in der Region Gründe bietet, nach einer eigenen "nuklearen Abschreckung" zu streben. Obwohl Israel eine Politik der "nuklearen Undurchsichtigkeit" verfolge, werde es als Besitzer eines "großen Arsenals" an Atomwaffen angesehen. "Ein nuklear bewaffneter Iran würde das Atom-Monopol zunichtemachen, das Israels wichtigstes strategisches Kapital ist und seit Jahrzehnten als ultimative nationale Versicherungspolice diente". Sollte Israel sich eines Tages offiziell zum Besitz von Atomwaffen bekennen, würde dies nach Einschätzung des IISS den politischen Druck auf Staaten wie Ägypten erhöhen, sich ebenfalls solche Waffen zu besorgen.
"Direkte und schreckliche Gefahr"
Jedoch sei vor dem Hintergrund der sunnitisch-schiitischen Rivalitäten im Nahen Osten die Entwicklung nuklearer Kapazitäten durch den Iran ein weit stärkeres Motiv für dessen Nachbarn, ebenfalls atomare Fähigkeiten zu erwerben. "Für einige Staaten, wie zum Beispiel Saudi-Arabien, würden iranische Atomwaffen eine direkte und schreckliche Gefahr darstellen." Andere Staaten der Region, darunter Ägypten, fühlten sich indirekt bedroht durch einen Verlust an Einfluss im Nahen Osten und durch eine Verschiebung der Machtbalance in Richtung des Irans.
Vor diesem Hintergrund weist das IISS warnend darauf hin, dass zwischen Februar 2006 und Januar 2007 "mindestens 13 Länder im Nahen Osten neue oder wiederbelebte Pläne zur Nutzung nuklearer Energie für zivile Zwecke bekanntgegeben haben". Bei diesem "plötzlichen Anstieg des Interesses an nuklearer Energie in der gesamten Region spielen politische Faktoren eine große Rolle".
Noch könnten die damit verbundenen Gefahren allerdings abgewendet werden. In den Ländern, die angesichts des iranischen Atomprogramms mit nuklearen Ambitionen entwickelten, seien "noch keine unumkehrbaren Entscheidungen" getroffen worden. Um frühzeitig ein Bollwerk gegen die Ausbreitung von Atomwaffen im Nahen Osten zu schaffen seien "robuste" politische Maßnahmen erforderlich. Dazu gehöre die Durchsetzung vollständiger Transparenz bei der Überprüfung auch aller als rein zivil bezeichneter Atomprogramme.
Quelle: ntv.de